Kommentar: Keine Angst vor Facebook – Der Dienst ist besser als befürchtet

Facebook hat als Werkzeug den Büroalltag vieler Nutzer in aller Welt verändert. Das soziale Netzwerk wird von 1,3 Milliarden Menschen regelmäßig genutzt und gebraucht: während der Arbeit als zweiter Registerreiter im Hintergrund auf dem Bildschirm, unterwegs auf dem Handy und darüber hinaus. Nun strengt sich das US-Unternehmen an, noch stärker in den Büroalltag einzudringen – und Firmen und Arbeitgeber dazu zu bringen, ihren Mitarbeitern das Facebooken zu erleichtern.

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Marcus Schwarze über das soziale Netzwerk

Aber brauchen wir das wirklich? Manch einer steht schon heute fassungslos vor den neuen Kommunikationsformen seiner Kinder und mancher Kollegen: Können die den Kanal nicht voll bekommen? WhatsApp und Instagram heißen neben Facebook die im Privaten populär gewordenen Dienste, für die persönliche Karriere kommen Xing oder LinkedIn hinzu, für vertrauliches Miteinander-Quatschen Threema, für Flirtende Tinder und für mehr als Flirtende Snapchat. Immer mehr Kommunikationskanäle für immer mehr Nischen entstehen.

Was liegt da näher, als auch für den Berufsalltag eine neue Plattform erfinden zu wollen? Hier hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vielfach die E-Mail etabliert, und es ist im Grunde erstaunlich, wie lange sie sich mit all ihren Unzulänglichkeiten gehalten hat. Sie ist unverschlüsselt unsicher, sie verstopft die Postfächer und raubt Zeit. Ein besseres Kommunikations-Office tut in der Tat Not, und warum sollte das nicht von Facebook stammen?

Das amerikanische Unternehmen hat zuletzt starke Anstrengungen unternommen, den Datenschutzanforderungen auch aus Deutschland besser gerecht zu werden. Wenn es in der Lage ist, zeitraubende veraltete Software wie Outlook abzulösen, wäre vielen geholfen. Für die kleine Frage zwischendurch an den Kollegen taugt der direkte Chat schon heute viel eher als die E-Mail, und fürs Ablegen gemeinsamer Dokumente an zentraler Stelle oder für die Koordination von Terminen könnte Facebook durchaus eine nützliche Seite werden.

Viel eher müssen sich die hiesigen IT-Unternehmen fragen: Warum sind wir nicht schon selbst auf diese Idee gekommen? Die Sorgen vor zu wenig Datenschutz sind eher irrational und stammen aus einer Zeit, als viele amerikanischen Dienste mal auf die Schnelle dahinprogrammiert wurden. Mittlerweile überflügelt gerade Facebook die Anforderungen europäischer Datenschützer, und nützlich ist es noch nebenbei.

E-Mail: marcus.schwarze@rhein-zeitung.net – und bei Facebook: facebook.com/marcus.schwarze