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Phänomen ASMR-Videos: Wenn der Alltag zum Erotikkino für die Ohren wird

Von Wolfgang M. Schmitt
Es soll wohlig kribbeln, wenn YouTuber in sogenannten ASMR-Videos Geräusche machen, um damit die Ohren und die Seelen der Zuhörer zu verwöhnen. Ein Millionenpublikum sucht vor diesen Videos Entspannung und etwas, was immer mehr abhandenkommt: Normalität und Alltag.
Es soll wohlig kribbeln, wenn YouTuber in sogenannten ASMR-Videos Geräusche machen, um damit die Ohren und die Seelen der Zuhörer zu verwöhnen. Ein Millionenpublikum sucht vor diesen Videos Entspannung und etwas, was immer mehr abhandenkommt: Normalität und Alltag. Foto: Adobe stock

In Richard Wagners „Parsifal“ fällt der Satz „Die Wunde schließt der Speer nur, der sie schlug“. Beschreibt das nicht ziemlich genau das Dilemma der Digitalisierung? Die neuen technischen Möglichkeiten sorgen für neue Probleme, für die dann wieder neue Lösungen entwickelt werden. Dadurch zum Beispiel, dass im öffentlichen Raum alle fortwährend gesenkten Hauptes auf ihr Smartphone starren, wird das Flirten, das vor allem auf Blickkontakten beruht, immer schwieriger.

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Doch diese Wunde schließt das Smartphone, das sie schlug, selbst, indem auf ihm diverse Datingapps installiert werden können, mit deren Hilfe man mit Personen in nächster Umgebung flirten kann. In den Lesesälen von Universitätsbi-bliotheken ist es inzwischen üblich, sich nicht mehr direkt anzulächeln, geschweige denn anzusprechen, sondern über Tinder oder ...