Plus
Bonn

Film der Weimarer Zeit: Alles schien möglich

Von Wolfgang M. Schmitt
Ball paradox oder fröhlicher Geschlechterwechsel in „Der Fürst von Pappenheim“: An Richard Eichbergs Filmlustspiel von 1927 mit Curt Bois und Mona Maris in den Hauptrollen lässt sich exemplarisch zeigen, wie sich wohlwollende Filmkritiken mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in ihr Gegenteil verkehren konnten. Wurde Curt Bois in der Titelrolle nach der Uraufführung durchweg gelobt und sogar als „deutscher Chaplin“ gepriesen, so mussten Rollenfotos wie dieses aus dem Film nach 1933 als Beweis für „dekadenten Humor“ und „schädlichen, jüdischen Einfluss auf das deutsche Kulturschaffen“ herhalten. Foto: Deutsche Kinemathek
Ball paradox oder fröhlicher Geschlechterwechsel in „Der Fürst von Pappenheim“: An Richard Eichbergs Filmlustspiel von 1927 mit Curt Bois und Mona Maris in den Hauptrollen lässt sich exemplarisch zeigen, wie sich wohlwollende Filmkritiken mit Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in ihr Gegenteil verkehren konnten. Wurde Curt Bois in der Titelrolle nach der Uraufführung durchweg gelobt und sogar als „deutscher Chaplin“ gepriesen, so mussten Rollenfotos wie dieses aus dem Film nach 1933 als Beweis für „dekadenten Humor“ und „schädlichen, jüdischen Einfluss auf das deutsche Kulturschaffen“ herhalten. Foto: Deutsche Kinemathek

Siegfried Kracauer, einer der ersten und bis heute wichtigsten Filmtheoretiker, schreibt: „Die Filme sind der Spiegel der bestehenden Gesellschaft.“ Was dieser Satz in all seinen Facetten bedeutet, zeigt jetzt die Ausstellung „Kino der Moderne. Film in der Weimarer Republik“ in der Bundeskunsthalle Bonn. Es ist nicht nur eine Schau für Cineasten und Stummfilmexperten, vielmehr tritt man durch die Filme ein in das Leben der Weimarer Republik. Frauen im Frack, Männer im Fummel, Rennfahrerinnen und Boxer, pulsierende Städte, ratternde Schreibmaschinen, Tänze auf dem Vulkan, wenngleich dieses Berlinklischee schon damals als solches betrachtet wurde.

Lesezeit: 3 Minuten
Die Bilder hatten gerade erst laufen gelernt, jetzt aber rannten nicht nur sie in einem atemraubenden Tempo – auf der Leinwand und in der Wirklichkeit. Zu sehen ist das spannendste Kapitel der deutschen Filmgeschichte, nie sollte der deutsche Film danach wieder so international, so experimentierfreudig und gigantomanisch sein. Wenn derzeit ...