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Das große Blabla: Für eine neue Debattenkultur

Von Wolfgang M. Schmitt
Bei den Neujahrsansprachen der Bundeskanzlerin wechseln die Blazer, die Worthülsen aber bleiben die gleichen. Foto: dpa
Bei den Neujahrsansprachen der Bundeskanzlerin wechseln die Blazer, die Worthülsen aber bleiben die gleichen. Foto: dpa

Das Interview, das Kevin Kühnert vergangene Woche der „Zeit“ gegeben hat, ist wirklich eine Sensation. Nicht nur erinnerte er die neoliberale Parteispitze daran, dass die SPD soziale, konkret im demokratischen Sozialismus liegende Wurzeln hat, sondern auch sprachlich waren die Aussagen des Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD, kurz Jusos, bemerkenswert: Keine Phrasen, keine Floskeln, keine Worthülsen verwendete Kühnert. Er sprach Klartext, präzise, in linker Theorie versiert. Mut und Klarheit vereinten sich dabei auf derart irritierende Weise, dass die Antwort seitens der professionellen Phrasendrescher, auch die aus den eigenen Reihen, nur aus blanker, sachlicher Auseinandersetzung scheuender Empörung bestehen konnte.

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Es war eine ungeheuere Intellektuellenfeindlichkeit, die da auf Kühnert niederprasselte. Sigmar Gabriel (zur Erinnerung: Mitglied der SPD) schrieb im „Handelsblatt“: „Bewusste Tabubrüche, das Ignorieren von Fakten und Empirie, das Mobilisieren populistischer Sehnsüchte und die Inkaufnahme der Beschädigung der eigenen Partei: Das ist übrigens die Methode Donald Trump“. Die Worthülsen der Kanzlerin Das ...