Berlin

Zoo setzt auf Knut-Nachwuchs – 10 Millionen Besucher

Zoo setzt auf Knut-Nachwuchs - 10 Millionen Besucher
Die schöne Kinder- und Jugendzeit ist für den Eisbärstar schon bald und endgültig vorbei. Der nächste Schritt ins Leben steht bevor: "Er wird unser neuer Zuchtbulle" sagte der Berliner Zoo-Direktor Blaskiewitz. Foto: dpa

Die schöne Kinder- und Jugendzeit ist für Berlins Eisbärstar Knut schon bald und endgültig vorbei. Der nächste Schritt ins Leben steht bevor: „Er wird unser neuer Zuchtbulle“, sagte Zoo- Direktor Bernhard Blaszkiewitz genau drei Jahre nach der umjubelten Weltpremiere (23. März) des Baby-Bären.

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Berlin – Die schöne Kinder- und Jugendzeit ist für Berlins Eisbärstar Knut schon bald und endgültig vorbei. Der nächste Schritt ins Leben steht bevor: „Er wird unser neuer Zuchtbulle“, sagte Zoo- Direktor Bernhard Blaszkiewitz genau drei Jahre nach der umjubelten Weltpremiere (23. März) des einst schneeweißen und rasch in der ganzen Welt bekannten Baby-Bären. Fast 10 Millionen Menschen haben seitdem den Spielen und Streichen des mittlerweile gut 300 Kilo schweren Publikumsmagneten im Zoologischen Garten zugesehen.

Noch in diesem Frühjahr steht das einmalige Jubiläum bevor, bestätigte Blaszkiewitz. Und das weltweite Interesse wird mit Sicherheit andauern, wenn Knut wie vom Zoo erhofft das Erbe seines Vaters Lars antritt und mit den Eisbärinnen Nancy und Katjuscha im nächsten Jahr Nachwuchs zeugt.

Damit steht auch endgültig fest, dass sich der Zoo nicht weiter um einen Verbleib der gleichaltrigen Münchener Leihbärin Gianna bemüht, mit der Knut seit September des Vorjahres täglich nach Teenagerart herumturtelt. Gianna wird im Herbst dieses Jahres in den Tierpark Hellabrunn zurückkehren und dort einen neuen Partner bekommen. „Knut zieht um auf die große Eisbärenanlage“, sagte der Zoo-Chef.

Dort hatte Knuts Vater Lars, der inzwischen nach Wuppertal abgegeben wurde, jedes Jahr das Eisbärinnen-Trio Tosca, Nancy und Katjuscha gedeckt. Wenn nun Knut an die Stelle seines Vaters tritt, muss allerdings Mutter Tosca in den Tierpark Friedrichsfelde im Ostteil Berlins wechseln.

Die „Knut-Story“ geht also weiter in Berlin. „Die Welt war genau dazu bereit“, sagte Zoo-Direktor Blaszkiewitz der dpa über jenen 23. März 2007, an dem mehr als 500 Journalisten aus allen Kontinenten die Berichte und die Bilder vom tapsigen Knuddel um die Welt schickten.

„Das Phänomen Knut“ hat Blaszkiewitz zufolge zur richtigen Zeit einen Nerv getroffen. „Knut steht gegen das Böse in den Nachrichten“, sagte damals Bären-Betreuer Heiner Klös. Mitten in den Pressepulks stand ein US-Kameramann und weinte. Auf Fragen der Berliner Gastgeber sagte er, zwei Tage zuvor habe er noch den Krieg im Irak gefilmt, und er sei nur glücklich, jetzt hier in Berlin sein zu dürfen.

„Es lief alles einfach gut und positiv für uns“, bilanziert Blaszkiewitz die drei Jahre seit der Premiere. Die Besucherzahlen schossen in die Höhe, allein an Ostern 2007 kamen täglich 40 000: Ein Kreisverkehr mit Gittern wurde eingerichtet, sieben Minuten Knut- Gucken, dann rückte die nächste Gruppe vor. Die erste Million Besucher hatte Knut schon am 5. Juli erreicht, die zweite Million am 24. Oktober. Fünf Millionen – da hatte der Zoo das genaue Zählen schon aufgegeben – waren es im Sommer 2008. Auch die Konto-Daten sahen gut aus: Rund 7 Millionen Euro zusätzlich kassierte der Zoo aus Ticket- und Souvenirverkauf sowie aus Medien- und Film-Rechten.

„Die Welt ist nicht sachlich, die Menschen brauchen das, diese Gefühle“, sagte Blaszkiewitz. Drei Elemente kämen aus psychologischer Sicht zusammen: Baby, von der Mutter verlassen – und dazu die schneeweiße Unschuld. Flankiert wurde das alles vom juristischen Streit um den am Ende von Berlin vom Tierpark Neumünster für 430 000 Euro freigekauften Knut und von nie geahnten Schicksalsschlägen, so als im September 2008 der überaus beliebte Knut-Ziehvater Thomas Dörflein den Herztod starb.

Dörfleins Vermächtnis in seinem letzten Interview mit der dpa kann wahr werden: „Ich wünsche ihm, dass er mit seinesgleichen umgehen kann, vielleicht Kinder zeugt.“ Das Interesse an der Fortsetzung der Knut-Geschichten ist jedenfalls ungebrochen. „Jeden Tag erhalten wir weiter viele E-Mails und Briefe zu Knut aus der ganzen Welt“, berichtete der Zoo-Chef drei Jahre nach der Knut-Premiere. (Internet: www.zoo-berlin.de) Von Hans-Rüdiger Bein