Berlin

Zeitumstellung: Ein Festtag für „Eulen“

Für Nachtmenschen ist die Umstellung auf die Winterzeit am 27. Oktober ein Grund zum Jubeln: Die „Eulen“ können morgens eine Stunde länger schlafen.

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„All die Eulen schreien Holdrio“, sagt Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik Schlafmedizin am Berliner St. Hedwig-Krankenhaus. Eulen sind Schlaftypen, die abends länger wach sind und morgens schwer aus den Federn kommen.

Die Lerchen sind ihr Gegenpart: Sie sind Frühaufsteher und haben mit der Zeitumstellung im Herbst stärker zu kämpfen. Dann wird die Uhr in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt – so ist eine Stunde mehr Schlaf möglich. Für Lerchentypen ist das eher unpraktisch: „Die wachen sowieso schon um fünf oder sechs auf – und jetzt noch eine Stunde eher“, erklärt Kunz. Schlimmstenfalls schlummert der Bettpartner noch selig weiter, und die Lerchen sind nicht nur wach, sondern müssen auch noch leise sein. Hinzu kommt, dass die Lerchen abends eine Stunde eher müde sind.

Helfen kann da blauhaltiges Licht am Spätnachmittag. „Das verschiebt die innere Uhr.“ Dieses Licht liefern zum Beispiel spezielle Leuchten gegen Winterdepression. Wenn es dunkel wird, gegen 16 oder 17 Uhr, sollten die Lerchen es anschalten. Das Licht erst ab 20 oder 21 Uhr zu benutzen, wenn die Müdigkeit schon eingesetzt hat, ist zu spät.

Sich zu zwingen, abends länger wach zu bleiben, hilft den Lerchen nicht zwangsläufig, warnt der Chronobiologe. Sie wachen morgens schlimmstenfalls trotzdem eine Stunde früher auf. Denn die Müdigkeit, die durch das längere Aufbleiben entsteht, wird meist schon in den ersten vier oder fünf Stunden vom Schlaf abgebaut. Anders die Müdigkeit, die durch die innere Uhr bestimmt wird. Weil der Frühaufsteher durch den späteren Einschlafzeitpunkt insgesamt weniger Schlaf bekommt, wird diese Art von Müdigkeit eventuell nicht mehr vollständig abgebaut. „Sie können den Schlaf nicht zwingen, sich zu verschieben“, sagt Kunz.

Um die Müdigkeit in Schach zu halten, kann es helfen, abends Sport zu treiben. Das ist aber von Person zu Person unterschiedlich, schränkte Kunz ein. „Was bei einem hilft, muss nicht beim anderen helfen.“ Immerhin: Die Zeitumstellung im Herbst fällt den Menschen – Eulen und Lerchen gleichermaßen – meist weniger schwer als die im Frühjahr.

In beiden Fällen aber wird der Biorhythmus der Menschen gewaltig durcheinandergebracht. Die Zahl der Arztbesuche steigt an, ebenso wie die Verschreibung von Schlafmitteln und Antidepressiva. Aber nicht nur Menschen sind betroffen, Bauern klagen etwa über massive Probleme ihrer Milchkühe.