Was ist eigentlich ein Sommerhit?

Baden-Baden/Berlin – Den Titel «Sommerhit» verleihen viele Leute einem heiß geliebten Song recht schnell. Andere bezweifeln, dass es in Zeiten der zunehmenden Musikzerstreuung überhaupt noch den klassischen Sommerhit gibt. Grund genug, bei den Experten des Marktforschungsunternehmens Media Control in Baden-Baden nachzufragen.

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Was ist eigentlich ein Sommerhit?

Zunächst gibt es ein paar allgemeine Kriterien für den klassischen Sommerhit: eine eingängige Melodie, ein einfacher Text, ein tanzbarer Rhythmus und den Fakt, dass der Sommerhit Urlaubsstimmung und gute Laune verbreitet. Für Media Control ist ein Lied dann ein Sommerhit, wenn es möglichst auf Platz eins der Charts landet und der Interpret ein Künstler ist, der vorher noch keinen großen Erfolg hatte. Außerdem: der Hit sollte nicht durch ein Großereignis wie eine Fußball-WM oder den Eurovision Song Contest bekanntwerden, sondern es aus eigener Kraft in die Hitparade schaffen. Weitere Möglichkeiten: Der Hit wandert direkt aus den Charts von Urlaubsländern ein oder er wird in Clubs rauf und runter gespielt. Die Firma betont, dass diese Kriterien als Richtlinien unterschiedlich gewichtet werden können.

Gibt es noch eindeutige Sommerhits in Deutschland?

Musiktitel sind im digitalen Zeitalter vielfach verfügbar und halten sich oft länger in den Charts als früher. Bei Media Control heißt es, jeden Sommer gebe es einen Hit, der längere Zeit auf Platz eins steht. Auch wenn die Konkurrenz immer größer werde, kristallisiere sich meistens ein Lied als «der» Sommerhit des Jahres heraus. Dabei müssen Hits heute nicht zwangsläufig weniger erfolgreich sein als Lieder aus den 80er Jahren. 2004 hielt sich «Dragostea din tei» von O-Zone beispielsweise 14 Wochen auf Platz eins, 1989 Kaoma mit «Lambada» «nur» zehn. «Dragostea din tei» wurde zudem wirklich im Sommer gekauft, «Lambada» dagegen hauptsächlich von Oktober bis Dezember und war damit wohl eher ein «Herbsthit».

Wie werden die Charts heutzutage im Vergleich zu früher ermittelt?

Durch das Internet haben sich neue Möglichkeiten ergeben, Musik zu kaufen. Media Control wird diesen Rahmenbedingungen nach eigenen Angaben bei der Charts-Ermittlung gerecht. Die Top-100-Hitlisten basieren auf drei Säulen: stationärer Handel (CD-Kauf im Laden), E- Commerce (Tonträger-Kauf über das Internet) sowie digitaler Download. Aus datenschutzrechtlichen Gründen nennt Media Control keine absoluten Verkaufszahlen eines Titels.

Kann man einen Sommerhit der Nullerjahre mit einem Sommerhit der 90er Jahre vergleichen?

Nimmt man den Sommerhit des vergangenen Jahres, «Jungle Drum» von Emiliana Torrini, und einen der bekanntesten 90er-Jahre-Sommerhits, «Macarena» von Los del Rio (1996), ergibt sich anhand der Charts- Platzierungen: Beide Lieder waren ungefähr gleich erfolgreich. «Jungle Drum» schaffte es achtmal auf Platz eins und war 35 Wochen in den Top 100 platziert. «Macarena» stand nur viermal an der Spitze, war allerdings 37 Wochen in den Top 100.

Ist es etwas Neues, dass Sommerhits sogar gecovert werden, wie es dieses Jahr Mark Medlock & Mehrzad Marashi mit dem Song «Sweat (A La La La La Long)» von 1992 gemacht haben?

Coversongs sind natürlich kein neues Phänomen. Schon seit Jahrzehnten versuchen sich Künstler an bekannten Liedern, die schon vor ihnen jemand gesungen hat. Auch das Covern von Sommerhits hat eine Tradition. So standen 1980 zum Beispiel zwei Versionen des Hits «Santa Maria» direkt hintereinander auf Platz eins und zwei der Single-Charts – eine italienische von Oliver Onions, und eine deutsche von Roland Kaiser. Ein anderes Beispiel: Auch «Dragostea din tei» stand 2004 doppelt an der Spitze – in der Version von O-Zone und in der Fassung von Haiducii.

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