Hamburg

Ohne Fingerfarbe nackt: Die neue Nagellackmanie

Die trendbwusste Frau geht nicht mehr ohne. Mode-Insider outen sich derzeit durch Nagellackfarben. Für Trend-Töne gibt es Wartelisten. Ob First Lady Bettina Wulff oder Schwimmerin Silke Lippok: Ohne Nagellack läuft modisch nichts.

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Selbst Spitzenschwimmerinnen tragen jetzt Fingerfarbe. Mode-Insider identifizierten das metallische Grün, das man während der Schwimm-EM auf Silke Lippoks Fingernägeln bewundern konnte, als den Ton «Green Envy» vom New Yorker Label Manic Panic. «Green Envy» mag Lippoks Konkurrentinnen vor Neid grün werden lassen, aber vor allem sieht es einfach cool aus. Und der Name passt zu dem seltsamen Umstand, dass Nagellack als neues Objekt von Neid und Begierde die It-Bag abgelöst hat. Fashion-Insider stürmen für Trendtöne die Parfümerien. Die führen mittlerweile Wartelisten.

Und das, obwohl auffallend lackierte Nägel bis vor kurzem nur bei den Füßen erlaubt schienen. Die Hände übten sich in «French Manicure»-Transparenz. Alles andere galt als altbacken oder vulgär. Zu heutigen auf Laptop oder Blackberry herumtippenden Frauen schien eine so sichtbare wie sensible Lackschicht nicht zu passen.

Begonnen hat die neue Lust auf Lack im vergangenen Jahr mit Fotokampagnen erlesener Luxusmarken. Häuser wie Lanvin, Missoni und Akris warben mit Anzeigen, in denen die Models tiefrot lackierte Fingernägel zeigten – ein Detail, das vorher eher bei Billigmode gefragt war. Die Hochglanzmagazine zogen nach. Dann kam Chanel. Einige Lacke des Hauses, die zur Boutique-Eröffnung in Los Angeles 2008 lanciert worden waren, genossen schon in Modekreisen Kultstatus. In der Schau von Karl Lagerfeld für Herbst/Winter 2009/10 trippelten die Mannequins nun mit Nägeln in Türkisgrün über den Laufsteg. «Jade» wurde zum ersten «It»-Ton der Anstreichmanie. Britische Blogs hypten ihn, bevor er im Oktober in den Handel kam.

Zudem legten auch noch Stil-Vorbilder wie die britische Moderatorin Alexa Chung Chanels «Jade» auf. Innerhalb kürzester Zeit war die Farbe ausverkauft – im Internet wurde das Fläschchen (Normalpreis: 22 Euro) für Beträge über 100 Euro versteigert. Die amerikanische Marke OPI brachte bald einen ähnlichen Ton heraus mit dem witzigen Namen «Jade is the New Black» – Jade war demnach unverzichtbar wie Schwarz.

«Jade», sagt Stéphane Blanchard, Chanel-Geschäftsführer für Deutschland, «wurde eigentlich von unserem Kreativdirektor für Make-up, Peter Philips, zusammen mit Karl Lagerfeld nur für die Schau entwickelt.» Danach sei der Ton in limitierter Auflage in die hauseigenen Boutiquen gekommen. Und der Nagellack-Kult ging los.

Ein Zufall? Wohl nicht ganz. «Peter Philips hat das gespürt und die richtige Farbe im richtigen Moment herausgebracht», meint Blanchard. Da gehöre auch etwas Glück dazu. Philips, ein Absolvent der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Antwerpen, scheint die berühmte «Nase» für Trends zu haben. Und Chanel hat dies erkannt.

«Chanel's Golden Boy», wie die britische Zeitung «The Independent» Philips nannte, landete nach «Jade» mit «Particulière» Anfang dieses Jahres den nächsten Treffer. Der matte Graubeige-Lila-Ton toppte sogar den Vorgänger. «Es gab einen regelrechten Hype um Particulière, der bislang einzigartig war», bestätigt Tanja Stephani von der Parfümeriekette Douglas. Rasant schnell sei der Ton ausverkauft gewesen, die Nachlieferung habe für lange Wartelisten gesorgt.

Doch die Konkurrenz schlummert nicht. Schon ein halbes Jahr vor «Particulière» hatte die US-Marke Essie einen ähnlichen Ton unter dem Titel «Mink Muffs» herausgebracht. Und die schwarz lackierten Nägel von Eurovision-Song-Contest-Siegerin Lena führten zu einem Run auf Schwarz, doch nicht von einem bestimmten Hersteller.

In jedem Fall bleibt Lack angesagt. Zumal das günstiger ist als eine It-Bag. Fashionistas können schnell jeden Trend mitmachen, indem sie einfach umlackieren. Dass auch die Männer auf den Lack-Zug aufspringen, scheint unwahrscheinlich. Cristiano Ronaldos schwarz lackierte Fußnägel, die kürzlich für Furore sorgten, fanden Blogger fürchterlich. Vielleicht hätte er Grün wählen sollen.

Blogeintrag zum Nagellacktrend