Kitsch und Kult: Vor 25 Jahren öffnete die „Schwarzwaldklinik“

Bunter Kult um die Schwarzwaldklinik
Die Schauspieler Gaby Dohm (als Frau Dr. Brinkmann) und Klausjürgen Wussow (als Prof. Klaus Brinkmann) am 16.08.2004 bei Dreharbeiten für die Jubiläumssendung der Fernsehserie "Die Schwarzwaldklinik". Die ZDF-Serie kam vor 25 Jahren erstmals auf den Bildschirm. Sie ist die bis heute populärste und erfolgreichste deutsche Fernsehunterhaltungsserie. Wiederbelebt wird sie trotzdem nicht. Foto: dpa

Professor Brinkmann und Oberschwester Hildegard haben TV-Geschichte geschrieben. Die „Schwarzwaldklinik“ im ZDF kam vor 25 Jahren erstmals auf den Bildschirm. Sie ist die bis heute populärste und erfolgreichste deutsche Fernsehunterhaltungsserie.

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Professor Brinkmann und Oberschwester Hildegard haben TV-Geschichte geschrieben. Die „Schwarzwaldklinik“ im ZDF kam vor 25 Jahren erstmals auf den Bildschirm. Sie ist die bis heute populärste und erfolgreichste deutsche Fernsehunterhaltungsserie.

Die Schauspieler Gaby Dohm (als Frau Dr. Brinkmann) und Klausjürgen Wussow (als Prof. Klaus Brinkmann) am 16.08.2004 bei Dreharbeiten für die Jubiläumssendung der Fernsehserie „Die Schwarzwaldklinik“. Die ZDF-Serie kam vor 25 Jahren erstmals auf den Bildschirm. Sie ist die bis heute populärste und erfolgreichste deutsche Fernsehunterhaltungsserie. Wiederbelebt wird sie trotzdem nicht.

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Fritz Schill, Betreiber eines Cafes im Schwarzwälder Glottertal, posiert in seiner neu eingerichteten, musealen „Schwarzwaldklinik-Nostalgiestube“ vor einem Poster mit den Hauptdarstellern der Fernsehserie mit Erinnerungsfotos und einem Modell der Klinik.

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Gert Fröbe, Klausjürgen Wussow als Professor Brinkmann, und Harald Juhnke (l-r) in der ZDF-Serie „Die Schwarzwaldklinik“ (Archivbild aus dem Jahr 1988).

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Souvenirhändler Rolf-Fritz Schill (62) steht am Montag (10.08.2009) in seinem Geschäft im Schwarzwälder Glottertal hinter Miniaturen der „Schwarzwaldklinik“. Schill gab wegen des „Schwarzwaldklinik“-Rummels seinen Friseurladen auf und spezialisierte sich auf den Handel mit Andenken.

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Als Schneekugel „Made in Hongkong“ wird die durch die Fernsehsendung berühmt gewordene „Schwarzwaldklinik“ in einem Souvenirladen im Schwarzwälder Glottertal verkauft .

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Die Schauspieler Alexander „Sascha“ Wussow (l-r), Klausjürgen Wussow, Sascha Hehn und Produzent Wolfgang Rademann stehen am 13.08.2005 am Rande von Dreharbeiten zur ZDF-Serie „Die Schwarzwaldklinik“ vor der Filmkulisse „Hüsli“ in Grafenhausen-Rothaus

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Wiederbelebt wird sie trotzdem nicht. Glottertal (dpa) – Die „Schwarzwaldklinik“ war die deutsche Antwort auf US-Serien wie „Dallas“ und „Denver-Clan“. Sie zog in den 80er Jahren weltweit Millionen Menschen in ihren Bann. Vor genau 25 Jahren, am 22. Oktober 1985, wurde die erste Folge gesendet. Das markante Klinikgebäude in Glottertal bei Freiburg, an dem die Außenaufnahmen entstanden, wurde rund um den Globus einem Millionenpublikum bekannt. Ein Vierteljahrhundert später genießt die Serie Kultstatus.

Das ZDF erinnert diese Woche daran. Bis zu 28 Millionen Menschen saßen damals vor den TV-Geräten, als die Schauspieler Klausjürgen Wussow, Gaby Dohm, Sascha Hehn, Eva- Maria Bauer und andere ihre Ärzte- oder Schwesternkittel überstreiften. Die „Schwarzwaldklinik“ war damit ein Straßenfeger. Auch international wurde die Serie ein Erfolg. Sie wurde in 43 Ländern ausgestrahlt und gehört damit zu den deutschen TV-Bestsellern im Ausland. Im deutschen Fernsehen wurde die TV-Klinik in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten acht Mal wiederholt. An den Drehorten im Schwarzwald löste die Serie einen Touristenboom aus.

„Die Schwarzwaldklinik war ein Phänomen, wie wir es in Deutschland zuvor nie hatten und auch nicht wieder haben werden“, sagt der Produzent der Serie, Wolfgang Rademann. Der heute 75-Jährige ließ sich von der tschechischen Fernsehserie „Das Krankenhaus am Rande der Stadt“ inspirieren, die Ende der 70er Jahre entstand. „Die Einschaltquoten der Schwarzwaldklinik sind bis heute unerreicht. Und sie werden auch nicht mehr getoppt werden können“, sagt Rademann. Konkurrenz durch das Privatfernsehen gab es damals noch nicht. „Deutschland stand Kopf“, erinnert sich Schauspielerin Barbara Wussow (49), die an der Seite ihres Vaters die Rolle der Lernschwester Elke übernahm. Sie war von der ersten bis zur letzten Folge dabei. „Die Schwarzwaldklinik wurde zu einem Blockbuster, wie man heute sagen würde, und für viele kommende Arztserien zum Wegbereiter“, sagt sie. „Der Trubel und der Medienrummel um die Serie waren gigantisch, die Begeisterung der Massen wirkte berauschend.“ Allein in Deutschland wurden nach dem Ende der „Schwarzwaldklinik“ mehr als 25 Ärzteserien ins Fernsehen gebracht. Den Erfolg des Vorbildes schaffte keine. Selbst Kritik konnte der „Schwarzwaldklinik“ nichts anhaben.

Manchen war die Serie zu seicht, professionelle Mediziner bezeichneten sie als wenig authentisch. Zwischen 1985 und 1998 kamen 73 Folgen auf den Bildschirm. 2004 und 2005 gab es zwar zwei neue Episoden. Doch danach war endgültig Schluss. Einen Neustart der Serie lehnt Produzent Rademann ab. „Eine Wiederbelebung würde dem Original schaden“, sagt er. Zudem seien die meisten Schauspieler von damals inzwischen gestorben. Doch die Fans haben weiter Hoffnung. Sie haben europaweit mehr als 23 000 Unterschriften für eine Fortsetzung der Serie gesammelt. Rademann will davon nichts wissen. Er konzentriert sich auf die Endlosserie „Traumschiff“, die er seit 1981 für das ZDF produziert. „Ich liege lieber unter Palmen als unter Tannen“, sagt er.

Doch Rademann und Wussow erinnern sich gern zurück. An diesem Mittwoch, (20. Oktober), 23.15 Uhr, berichten sie bei ZDF-Talker Markus Lanz aus den fünf Jahren, in denen die Serie entstanden ist. Am Samstag (23. Oktober), 14.00 Uhr, wiederholt das ZDF zum Jubiläum die letzte Folge der Serie. Sie trägt den Titel „Hochzeit mit Hindernissen“. Anschließend, um 14.45 Uhr, läuft der 90-Minuten-Film „Die nächste Generation“. Sie ist vor fünf Jahren, zum 20-jährigen Bestehen der Serie, erstmals gesendet worden.

Von Jürgen Ruf