Nürburgring

Finale mit Rammstein: Metal-Berserker zünden flammendes Inferno

Martialische Pose, vernarbte Arme, Höllenfeuer auf der Bühne: Die Rammstein-Show zum „Rock am Ring“-Ausklang erfüllte alle Erwartungen.
Martialische Pose, vernarbte Arme, Höllenfeuer auf der Bühne: Die Rammstein-Show zum „Rock am Ring“-Ausklang erfüllte alle Erwartungen. Foto: Jens Weber

Was bleibt nach vier Tagen Jubiläums-„Rock am Ring“? Müde Füße, taube Ohren, der Nachhall von großer Festival-Euphorie und das Gefühl, bei etwas Besonderem dabei gewesen zu sein. Zum Festivalausklang zündeten die Schwermetaller von Rammstein noch einmal ein flammendes Inferno, wie überhaupt die Bühnenshows dieses „Rings“ Maßstäbe setzten.

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Nürburgring – Was bleibt nach vier Tagen Jubiläums-„Rock am Ring“? Müde Füße, taube Ohren, der Nachhall von großer Festival-Euphorie und das Gefühl, bei etwas Besonderem dabei gewesen zu sein. Zum Festivalausklang zündeten die Schwermetaller von Rammstein noch einmal ein flammendes Inferno, wie überhaupt die Bühnenshows dieses „Rings“ Maßstäbe setzten.

Till Lindemann tritt auf, wie man es von ihm erwartet: Der Rammstein-Frontmann mit der Stimme eines röhrenden Hirsches gibt den Höllenengel – rote Federn am Haupt, eine Art Fleischerschürze in Blutrot, dazu ein irrer Blick. Und wenn er den Schlund aufreißt, ist seine Mundhöhle geisterhaft beleuchtet. Die Metal-Berserker starten ihre mit Spannung erwartete Show mit ihrem „Rammlied“. Das hat Wucht.

Jens Weber

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„Rock am Ring“ feierte vier Tage lang 25. Jubiläum – ausgelassen, fröhlich, teilweise euphorisch. Rammstein flambierte sozusagen die Geburtstagstorte – als brachialer Höhepunkt des Showspektakels.

Denn das ist der gemeinsame Nenner dieses Jubiläums-Rings: Galt es noch vor ein paar Jahren bereits als ungewöhnlich für den Festival-Auftritt einer Band, wenn sie die Bühnenrückwand mit einem individuellen Vorhang garnierte, so erlebten die 85 000 Besucher dieses Megafestivals, wie der Ring die Maßstäbe für solche Shows neu festsetzte. Bei Kiss funkelte und glitzerte die Hauptbühne wie ein Paillettenhemd, dazu kamen Hydraulik-Podien und eine Seilbahn zum Einsatz. Muse inszenierten das eigene Konzert als futuristischen Weltraum-Spaziergang zwischen Lasern und Lichtern – inklusive eines über den Fans schwebenden Ufos samt Artistin. Bei Rammstein riecht es nach Benzin.

Feuerfontänen, Raketen, die gen Himmel schießen, Horrorfilm-Apparaturen, die die Akteure selbst zu Flammenwerfern machen – es wird heiß am kühlen Sonntagabend. Die Musik dazu ist schwer und düster, alles hat die Anmutung einer gigantischen Maschine, die langsam anläuft, deren Kolben bei Volllast aber stampfen, pumpen, hämmern. Musik zum Marschieren, nicht nur beim Exerzierlied „Links, 2, 3, 4,“.

Die Bühne ist vollgestopft mit Technik, die nach und nach abgerufen wird – einer strengen Dramaturgie folgend, nach der die Eskalationskurve andauernd ansteigt. Das Publikum lässt sich bereitwillig davon mitreißen, singt viele Textzeilen mit („Du riechst so gut“). Die Band arbeitet sich an ihrem Repertoire zwischen Sadomaso, (ironischer) Volkstümelei und Parolen-Songs ab, legt dabei einen Schwerpunkt aufs aktuelle Album „Liebe ist für alle da“. Wenn aber gedungene Statisten dieses merkwürdigen Theaterstücks brennend über die Bühne getrieben und von Lindemann auch noch abfällig getreten werden, bleibt ein schaler Geschmack: Alles nur vorgetäuscht, nichts ist hier echt.

Vielleicht bis auf die ehrliche Begeisterung der Fans.

Von Kulturredakteur Tim Kosmetschke