Baku, Blitz und Lena-Klone: der deutsche Vorentscheid für den Eurovision Song Contest

Roman Lob (21) aus Neustadt/Wied am Donnerstagabend bei "Unser Star für Baku".
Roman Lob (21) aus Neustadt/Wied am Donnerstagabend bei "Unser Star für Baku". Foto: dpa

War nicht gerade erst der letzte Grand Prix? Das Gefühl muss trügen, denn nun hat bereits der nächste deutsche Vorentscheid begonnen. Die größte Neuerung: die Raab'sche Blitztabelle.

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Köln (dpa) – Der deutsche Vorentscheid für den Eurovision Song Contest hat das Leistungsprinzip auf neue Höhen geführt: Erstmals wurden die Kandidaten von Anfang an durchgängig von den Fernsehzuschauern beurteilt. Nach jedem Satz kann man prüfen, wie er eingeschlagen ist. Eine Idee des Kölner Geschäftsmanns Stefan Raab (45).

Die permanente Live-Bewertung in Form der eingeblendeten Blitztabelle machte es am Donnerstagabend bei „Unser Star für Baku“ auf ProSieben möglich, dass zum Beispiel Kandidatin Katja Petri (24) aus Berlin binnen drei Minuten vom letzten Tabellenplatz auf die Spitzenposition durchstartete. Man muss es dem Herrn Raab einfach zugestehen: gute Idee, die Tabelle.

Auch mit der Wahl des neuen Jury-Präsidenten Thomas D bewies Raab ein gutes Händchen. In Outfit und Habitus ungefähr das Gegenteil von Dieter Bohlen, überraschte der freundliche Musiker doch mit teilweise recht bissigen Kommentaren. Dem Kellner Jan Verweij (21) aus Mönchengladbach gab er mit auf den Weg: „Wenn man diesen Song singt, dann braucht man Eier, die nicht in die Hose passen.“ Salih Özcan (23) wurde mit dem Reim verabschiedet: „Der D bedankt sich, doch ich fürchte: Es langt nich.“

Zweitjurorin ist Frida-Gold-Sängerin Alina Süggeler (26), die in grauer Jogginghose und mit Stöckelschuhen erschien. Auf dem dritten Richterstuhl sitzt der unvermeidliche Herr Raab. Ursprünglich hatte es geheißen, er wolle sich nach seinen Lena-Erfolgen aus der Eurovisionsgeschichte zurückziehen, aber man hätte wissen müssen, dass daraus nichts werden würde.

Da war er also wieder, lächelte gewohnt zahnlastig, bezwang aber recht überzeugend seinen inneren Dämon, sich immer in den Vordergrund zu spielen. Die Kommentare fielen wie schon in den Vorjahren eher mentormäßig als bohlenhaft aus. Das Giftigste war noch: „Im Prinzip 'ne Win-Win-Situation, nur nicht für die Ohren.“

Von den zehn Kandidaten kamen am Ende weiter: Shelly Phillips (20), Roman Lob (21), Céline Huber (21), Leonie Burgmer (21) und Katja Petri (24). Der schöne Roman, Industriemechaniker aus Neustadt (Wied) in Rheinland-Pfalz und stolzer Inhaber eines Brust-Tattoos mit Mikro, wurde von Jury und Studiopublikum als Entdeckung des Abends gefeiert. Raab konstatierte eine besondere Fähigkeit, „Vokale zu formen und phonetische Elemente auf den Höhepunkt zu treiben“. Der neue Lena – ein Mann?

Apropos Lena: Sie erschien in der Sendung nur ganz zu Anfang in einer Konserven-Rückschau, schien aber in Gestalt einiger Kandidatinnen reinkarniert. Bei Twitter mehrten sich im Laufe des Abends die Klagen über Lena-Klone, wobei auch Moderatorin Sandra Rieß (25) nicht ausgenommen wurde.

Nächste Woche treten erst einmal zehn weitere Kandidaten an, und danach gibt es noch einmal sechs Shows, ehe am 16. Februar feststeht, wer Deutschland im Mai beim Grand Prix in der aserbaidschanischen Hauptstadt vertritt. So viel Baku war nie.

Von Christoph Driessen, dpa