Sydney

19-Jährige stirbt – das Netz vollendet ihre Träume

Im April starb die Australierin Kaileigh Fryer bei einem Verkehrsunfall in Sydney. Sie war gerade mal 19 Jahre alt. In ihrem Tagebuch fand ihre Familie nach ihrem Tod Kaileighs persönliche „Bucket List“ – eine Liste ihrer Lebensträume. Die trauernden Eltern kopierten die Liste mit insgesamt 50 Punkten und gaben sie zunächst bei der Beerdigung Ende April aus.

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Von unserer Australien-Korrespondentin Barbara Barkhausen

Mit der Reaktion, die das auslöste, rechneten sie indes nicht: Familienmitglieder, Freunde und Nachbarn begannen, die Wünsche auf Kaileighs Liste in ihrem Namen zu erfüllen. Als die Familie die Liste auf Facebook stellte, folgten mehr und mehr Fremde, die die 19-Jährige gar nicht gekannt hatten. Menschen weltweit sind von der Geschichte der jungen Frau so berührt, dass sie mithelfen wollen, ihr Andenken hochzuhalten.

Große und kleine Wünsche

Viele von Kaileigh Fryers Wünschen waren die typischen Wünsche eines jungen Mädchens: Sie wollte Spanisch sprechen und Gitarre spielen lernen, durch Südamerika auf einem Motorrad fahren, Pizza in Italien essen oder zu einer Verabredung mit unbekanntem Partner gehen. Aber es waren auch ungewöhnliche Wünsche dabei, wie einen Oldtimer zu restaurieren, einen Kaffee mit einem älteren Menschen zu trinken und ihn über sein Leben befragen oder zwei Wochen lang vor 6 Uhr morgens aufzustehen.

Ein großer Teil ihrer Liste waren jedoch vollkommen uneigennützige Dinge, die, wie ihre Mutter sagt, zeigen, welch erstaunliche Person ihre Tochter war. Sie wollte Blut spenden, in einem anderen Land ehrenamtlich arbeiten, ein Mentor für jemanden sein, einen Baum pflanzen, ein Kind adoptieren und ein Weihnachtsessen für obdachlose Menschen organisieren. Nur die Nummer 50 war noch offen – dafür hatte Fryer noch keinen Wunsch gefunden.

Es fing mit den vermeintlich kleineren Wünschen an: Etliche ihrer Freunde haben in den vergangenen Wochen Blut gespendet. Die Mutter zweier Töchter, die mit der Verstorbenen befreundet waren, stand zwei Wochen vor 6 Uhr morgens auf und stellte Fotos von Sonnenaufgängen und Morgenstimmungen auf eine Facebook-Seite, die zum Gedenken an die junge Frau eingerichtet wurde. Eine Freundin Fryers schrieb auf derselben Seite, sie werde noch in diesem Jahr nach Peru reisen, dort für ein paar Monate ehrenamtlich als Krankenschwester arbeiten und dafür auch Spanisch lernen.

„Ich werde das in deinem Gedenken tun“, schrieb Tammy Harvey. Tony Hole, ein weiterer Freund der Familie, stellte ein Foto seiner Tochter auf die Seite, das das junge Mädchen mit einem Delfin im Wasser zeigt, der 25. Wunsch.

Auch Fremde leben ihre Träume

Mehr und mehr engagieren sich jedoch auch Menschen, die die junge Australierin gar nicht kannten. Eine junge Frau aus Großbritannien erfüllte Wunsch Nummer elf und ging hinter einem Wasserfall vorbei, ein anderer aß für Fryer Pizza in Italien.

Eine Grundschulklasse hat sich derweil ihre Nummer 16 vorgenommen und 365 Dinge aufgeschrieben, die sie glücklich machen. Und Fehad Bilgrami, ein in Pakistan geborener Australier, will sogar ein Waisenhaus in Kaileigh Fryers Namen aufmachen und damit Wunsch Nummer 36 abhaken. „Ich hoffe, ich kann etwas im von Tragödien schwer getroffenen Nordteil Pakistans auf die Beine stellen“, schrieb er am 9. Mai.

Allein durch ihre Liste hat Kaileigh zwei ihrer Lebensträume inzwischen selbst erfüllt: Nummer 29 – „Mach einen Unterschied“ – und Nummer 42: „Inspiriere jemanden“.