Formel 1
Deutsche Formel-1-Hoffnung Audi mit Finanzschub aus Katar
Audi in der Formel 1
Audi in der Formel 1
Olivier Matthys. DPA

Verträge mit Rennstrecken in Monza und Monaco werden verlängert. Fahrer-Rookies aus Brasilien, Australien oder Italien sind für 2025 fix. Aber was ist eigentlich mit der Formel Deutschland?

Aktualisiert am 29. November 2024 16:00 Uhr

Lusail (dpa) - Nun ruhen viele Hoffnungen auf eine bessere Formel-1-Zukunft in Deutschland erst recht auf Audi. Mick Schumacher verabschiedet sich nach dieser Saison als Test- und Ersatzfahrer von Mercedes. Einziger deutscher Stammfahrer bleibt Nico Hülkenberg, der 2025 mit immerhin auch schon 37 Jahren zum designierten Werksrennstall des Autobauers aus Ingolstadt wechselt. 2026 sollen dann zwei Audis in der Startaufstellung stehen - mitfinanziert vom Staatsfonds Katars.

Passend zum Großen Preis im Emirat verkündete Audi am Freitag eine Vereinbarung über eine «signifikante Minderheitsbeteiligung». Die Investition bedeute einen beträchtlichen Kapitalzufluss und ebne den Weg für die Erweiterung der Infrastruktur sowie den Ausbau des Teams, um es für einen langfristigen Erfolg in der Formel 1 zu positionieren, hieß es in der Mitteilung. 

«Das zusätzliche Kapital wird das Wachstum des Teams beschleunigen und ist ein weiterer Meilenstein in unserer langfristigen Strategie», sagte Audi-Chef Gernot Döllner. Die «Qatar Holding» ist mit 17 Prozent bereits der drittgrößte Anteilseigner von Audi-Mutter VW.

«Das derzeit ehrgeizigste Projekt in der Formel 1»

Doch wie lange dauert ein Aufstieg vom Schlusslicht in die Spitze der Motorsport-Königsklasse? «Die machen das nicht, um hinterherzufahren», sagte der ehemalige langjährige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug der Deutschen Presse-Agentur auf die Frage, wie er den Werbeeffekt einschätze, sollte Audi eben das machen - erstmal nur hinterherfahren: «Sie machen das, um der Welt zu beweisen, dass Audi eine Großmacht in der Formel 1 werden wird.» 

Die Voraussetzungen sind allerdings alles andere als leicht: Sauber, das Team, das Audi übernimmt, ist der schlechteste aller zehn Rennställe. Nach 22 Grand Prix haben Valtteri Bottas und Guanyu Zhou, die beide ihre Cockpits nach den noch ausstehenden Rennen in Katar an diesem und Abu Dhabi am darauffolgenden Wochenende räumen müssen, nicht mal einen Punkt geholt.

«Es ist das derzeit ehrgeizigste Projekt in der Formel 1», sagte unlängst Audis Formel-1-Projektleiter Mattia Binotto der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». 2025 wird praktisch das finale Vorbereitungsjahr, 2026 geht's mit der großen Regelreform hin zu einer nachhaltigeren Motorsport-Königsklasse und damit neuen Karten für alle Teams richtig los für Audi. Genau das war auch der Antrieb für die damaligen Audi-Verantwortlichen, den Einstieg zu wagen. 

Seitdem hat sich beim Führungspersonal bei der VW-Tochter einiges getan. Zudem kamen immer wieder Zweifel an dem Projekt auf, die sich nun mit der Bekanntgabe des Einstiegs von Katar wohl endgültig erledigt haben dürften. «Als langjähriger Investor des Volkswagen-Konzerns glauben wir an die Vision und Richtung von Audi beim Einstieg in die Formel 1 und werden mit unserem Investment die Verwirklichung dieses Ziels unterstützen», betonte Staatsfonds-Geschäftsführer Mohammed Al-Sowaidi.

Konkurrenz unter Neulingen wird der Rennstall mit den Ringen 2026 durch ein allerdings gänzlich neues elftes Team bekommen, nachdem sich die Formel 1 mit General-Motors-Tochter Cadillac geeinigt hat. Es wird nach Haas das zweite Team aus den USA sein, wo die Rennserie unter der amerikanischen Führung seit einiger Zeit - eben im Gegensatz zu Deutschland - einen besonderen Boom erlebt. Drei Rennen gab es in Amerika in diesem Jahr.

Der Schumacher-Kater in Deutschland

In Deutschland mal wieder keines. 2020 wurde zum bisher letzten Mal im Land der einst so gerühmten Autobauer gefahren. Der Nürburgring war während der Corona-Pandemie eingesprungen, zuvor hatte es dort 2013 das letzte Formel-1-Rennen gegeben. Seit dem Rennen 2019 hat die Königsklasse dem Hockenheimring keinen Besuch mehr abgestattet.

Deutschland habe in Sachen Formel 1 «noch den Kater nach den Schumacher-Jahren», meinte jüngst Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in einem Interview der «Stuttgarter Zeitung»: «Es ist ein merkwürdiges deutsches Phänomen, und niemand kann es sich richtig erklären.» Es habe laufend große deutsche Fahrer gegeben wie Nico Rosberg und Sebastian Vettel, erinnerte Wolff.

Aber eine Begeisterung wie zu den Zeiten von Mick Schumachers Vater Michael konnten weder Vettel mit seinen vier WM-Titeln von 2010 bis 2013 noch Rosberg als Weltmeister 2016 entfachen. Das gelang auch dem Mercedes-Team selbst nicht während der Hochphase mit acht Konstrukteurstiteln und sieben Fahrerweltmeisterschaften in Serie.

Gleichwohl können die Silberpfeile auch als Vorlage für Audi dienen. «Wir haben bei Mercedes 2012, ziemlich genau zwei Jahre nach dem Formel 1-Neustart mit unserem Silberpfeil-Werksteam, erstmals gewonnen, was mittlerweile über 100 Mal wiederholt wurde. Dies muss nicht unbedingt die Messlatte sein, aber spätestens 2030 sollte Audi regelmäßig um Siege fahren können», sagte Haug. Er traue ihnen das absolut zu. 

Allerdings übernahm Mercedes damals mit Brawn-GP auch ein Weltmeister-Team, das den Team- und Fahrer-Titel 2009 mit Motoren des schwäbischen Autobauers geholt hatte.

© dpa-infocom, dpa:241129-930-303315/2

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