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Bewährte Klasse – Facelift: VW Golf VIII

Vor fünf Jahren hatte der VW Golf VIII einen ziemlich holprigen Start hingelegt. Jetzt bügelt eine umfangreiche Modellpflege die Bedien- und Softwareschwächen aus.

SP-X/Wolfsburg. Es fühlt sich an wie ein Déja-vu, ist aber in Wirklichkeit doch nur die Erinnerung an frühere Zeiten. Genauso hat sich Golf-fahren immer angefühlt. So normal, unaufgeregt und unkompliziert. Das muss man ja betonen in diesen Zeiten neuer E-Autos, die uns das Fahren mit vielen neuen Fahrassistenten erleichtern sollen, es aber meist eher verkomplizieren.

Seit 1974 Jahren begleitet uns der Golf nun schon, war seinerzeit mit Frontmotor und Vorderradantrieb der technische Vorreiter im Volkswagenkonzern, katapultierte als GTI mit damals irren 110 PS Pseudorennfahrer mental aufs Niveau eines Niki Lauda. 50 Jahre Golf, das bedeutet auch 37 Millionen verkaufte Volks-Wagen. Billig war der Golf niemals, aber immer bezahlbar. Die einen finden ihn bürgerlich, andere langweilig. Zum langjährigen europäischen Marktführer hat‘s trotzdem gereicht.

Mit dem Facelift zum 50. Geburtstag läutet VW nun die letzte Phase des Golfs mit Verbrenner ein. Die Nummer 9 wird es nur noch mit E-Antrieb geben. Und so besteigen wir mit etwas Wehmut den hübsch in der neuen Farbe Eisblau lackierten Testwagen und nehmen Platz auf den bequemen Ergonomiesitzen. Der Blick schweift über das digitale Cockpit und den riesigen Bildschirm des komplett neuen Infotainmentsystems. Und wir erinnern uns an die Software-Eskapaden und die umständliche Bedienung bei der Einführung des aktuellen Golfs vor fünf Jahren. Klappt das jetzt besser?

Auf jeden Fall. Die neue Technik, die auch in den anderen aktuellen VW-Modellen verwendet wird, überzeugt sofort. Ihre Oberfläche lässt sich individuell programmieren, bietet direkten Zugriff auf häufig benutzte Funktionen. Selbst die jetzt beleuchteten Slider für Lautstärke und Temperatur funktionieren gut, da sie nicht mehr so empfindlich reagieren.

Wir tippen ein wenig auf dem 32,2 cm großen Display herum, scrollen durchs Menü und erinnern uns gelesen zu haben, dass die integrierte Sprachhilfe IDA nun dank Chat GPT „Fakten zu allen erdenklichen Wissensbereichen“ parat habe.

Echt jetzt? „Hey IDA, erzähle mir etwas über den VW Golf“. Die Antwort kommt prompt „Der Golf zählt zu den technischen Meisterwerken deutscher Ingenieurskunst der Nachkriegszeit und kam 1974 mit einem 50 PS starken Motor auf den Markt.“

Nicht schlecht, und auch ein wenig passend zum Antriebsprogramm, mit dem der VW ins Jahr 2025. Jetzt gibt es beispielsweise Plug-in-Antriebe mit einer so großen Batterie, dass man nun über 140 Kilometer weit elektrisch fahren kann. Um sie anschließend am Power-Charger in etwas über 20 Minuten wieder auf 80 Prozent aufzuladen. Dazu gibt’s die bewährten Diesel und Benziner, als Handschalter oder mit DSG, mit und ohne 48-Volt-Unterstützung.

Die Leistungsdaten reichen vom 115 PS starken Einstiegsmodell über den GTI bis zum Golf R mit 333 PS. So präsentiert sich der Golf VIII weiterhin volkstümlich oder mit sportlichem Ehrgeiz, als „Mehr-braucht-kein-Mensch“-Fünftürer beziehungsweise als Kombi mit Ladekapazitäten für Familien und Gewerbetreibende – ein echter Volks-Wagen eben.

Der Rest ist schnell erzählt: Die Designer durften ein paar neue Räder entwerfen, die Ingenieure integrierten neue Scheinwerfer mit Matrix-Technik, und quer über die etwas glatter gezogene Front zieht sich jetzt eine Lichtspange mit beleuchtetem VW-Logo.

Auch die Ausstattungslinien hat man in Wolfsburg überarbeitet. Nachdem bedingt durch den Chipmangel die günstigen Einstiegsversionen weggefallen sind, war Golffahren zuletzt ja ein ganz schön kostspieliges Vergnügen. Jetzt gibt’s wieder eine Grundausstattung „Golf“, die nicht nur Hinz und Kunz glücklich macht. Serienmäßig lässt sich ein Smartphone kabellos integrieren, was die teure Navigation erspart, da man sich so per Apple Car Play oder Android Auto ans Ziel lotsen lässt. Ab 28.330 Euro fährt der Wagen als handgeschalteter Benziner mit 115 PS vor, samt Klimaautomatik, Parksensoren, Verkehrszeichenerkennung, digitalem Cockpit und LED-Scheinwerfern.

Auch der Startknopf in der Mittelkonsole ist Serie. Einmal drücken und der 150-PS-Benziner erwacht. Kupplung treten, Gang rein – fühlt sich an wie immer. Rückwärts raus aus der Einfahrt, die Kamera wäre eigentlich nicht nötig: Der Golf ist ein übersichtliches Auto. Wir fädeln ein in den Verkehr, tippen die Cockpitansicht über die griffigen Lenkradtasten zurecht, welche die unpraktischen Touchflächen ersetzen. Entspannt cruisen wir übers Land und stellen fest: Der Golf ist noch immer das, was er eigentlich immer war. Einfach gut.

VW Golf – Technische Daten:

Fünftürer der Kompaktklasse; Länge: 4,28 m, Breite: 1,799 m (mit Außenspiegel: 2,07m), Höhe: 1,48m, Radstand: 2,62 m, Kofferraum: 381 l

1.5 TSI

1,5 Liter, Vierzylinder-Benziner; Leistung: 85 kW/116 PS; Drehmoment: 220 Nm/1.500 U/min

6-Gang-Schaltung, Frontantrieb

0-100 km/h: 9,9 s, Vmax: 203 km/h

Verbrauch: 5,4 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 124 g/km

Preis: ab 28.330 Euro (Golf)

1.5 TSI

1,5 Liter, Vierzylinder-Benziner; Leistung: 110 kW/150 PS; Drehmoment: 250 Nm/1.500 U/min

6-Gang-Schaltung, Frontantrieb

0-100 km/h: 8,6 s, Vmax: 224 km/h

Verbrauch: 5,4 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 123 g/km

Preis: ab 32.680 Euro (Life)

1.5 eTSI (48-Volt-System)

1,5 Liter, Vierzylinder-Benziner,Leistung: 85 kW/116 PS; Drehmoment: 220 Nm/1.500 U/min

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Frontantrieb

0-100 km/h: 9,9 s, Vmax: 203 km/h

Verbrauch: 5,2 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 118 g/km

Preis: ab 33.380 Euro (Life)

1.5 eTSI (48-Volt-System)

1,5 Liter, Vierzylinder-Benziner; Leistung: 110 kW/150 PS; Drehmoment: 250 Nm/1.500 U/min

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Frontantrieb

0-100 km/h: 8,4 s, Vmax: 224 km/h

Verbrauch: 5,2 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 118 g/km

Preis: ab 35.630 Euro (Life)

GTI

2,0-Liter, Vierzylinder Benziner; Leistung: 195 kW/265 PS; Drehmoment: 370 Nm/1.600 U/min

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Frontantrieb

0-100 km/h: 5,9 s, Vmax: 250 km/h

Verbrauch: 7,1 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 162 g/km

Preis: ab 45.655 Euro

GTI Clubsport

2,0-Liter, Vierzylinder Benziner; Leistung: 221 kW/300 PS; Drehmoment: 400 Nm/2.000 U/min

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Frontantrieb

0-100 km/h: 5,6 s, Vmax: 250 km/h

Verbrauch: 7,5 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 171 g/km

Preis: ab 49.225 Euro

R

2,0-Liter, Vierzylinder Benziner; Leistung: 245 kW/333 PS; Drehmoment: 420 Nm/2.100 U/min

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Allradantrieb

0-100 km/h: 4,6 s, Vmax: 250 km/h

Verbrauch: 8,1 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 184 g/km

Preis: ab 54.945 Euro

1.5 eHybrid (Plug-in-Hybrid)

1,5-Liter, Vierzylinder Benziner; Leistung: 110 kW/150 PS;

E-Motor: 85 kW/116 PS;

Systemleistung: 150 kW/204 PS, Drehmoment: 350 Nm

Batterie nutzbare Kapazität: 19,7 kWh, max. Ladeleistung: 11 (AC)/50 kW (DC), Ladedauer 10-80 %: 165 min (AC)/22 min (DC), Reichweite: 143 km

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Frontantrieb

0-100 km/h: 7,2 s, Vmax: 220 km/h, Verbrauch: 14,7 kWh plus 0,3 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 6 g/km

Preis: ab 45.390 Euro (Style)

GTE (Plug-in-Hybrid)

1,5-Liter, Vierzylinder Benziner; Leistung: 130 kW/177 PS;

E-Motor: 85 kW/116 PS;

Systemleistung: 200 kW/272 PS, Drehmoment: 400 Nm

Batterie nutzbare Kapazität: 19,7 kWh, max. Ladeleistung: 11 (AC)/50 kW (DC), Ladedauer 10-80 %: 165 min (AC)/22 min (DC), Reichweite: 131 km

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Frontantrieb

0-100 km/h: 6,6 s, Vmax: 230 km/h, Verbrauch: 15,9 kWh plus 0,4 l S/100 km, CO2-Ausstoß: 8 g/km

Preis: ab 47.895 Euro

2.0 TDI

2,0-Liter Vierzylinder Diesel, Leistung: 85 kW/116 PS; Drehmoment: 300 Nm/1.600 U/min

6-Gang-Schaltung, Frontantrieb

0-100 km/h: 10,2 s, Vmax: 202 km/h

Verbrauch: 4,3 l D/100 km, CO2-Ausstoß: 113 g/km

Preis: ab 31.930 Euro (Golf)

2.0 TDI

2,0-Liter Vierzylinder Diesel: 1.968 cm3/4; Leistung: 110 kW/150 PS; Drehmoment: 360 Nm/1.600 U/min

7-Gang-Doppelkupplungsautomatik, Frontantrieb

0-100 km/h: 8,0 s, Vmax: 223 km/h

Verbrauch: 4,5 l D/100 km, CO2-Ausstoß: 118 g/km

Preis: ab 38.780 Euro (Life)

VW Golf – Kurzcharakteristik:

Warum: Weil er ein echter Allrounder ist

Warum nicht: Weil er teurer ist als die Konkurrenz

Was sonst: Kia Ceed, Peugeot 308, Seat Leon,

Wann kommt er: bestellbar

Hanno Boblenz/SP-X

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