Berlin

Zapfenstreich-Getröte: Demonstranten wollen Wulff mit Vuvuzelas verabschieden

Auch nach der WM in Südafrika kamen die Vuvuzelas noch zum Einsatz - hier bei einem Karnevalsumzug in Oberwinter. Jetzt ist im Internet die Idee geboren, damit den Zapfenstreich zu stören.
Auch nach der WM in Südafrika kamen die Vuvuzelas noch zum Einsatz - hier bei einem Karnevalsumzug in Oberwinter. Jetzt ist im Internet die Idee geboren, damit den Zapfenstreich zu stören. Foto: Hans-Jürgen Vollrath

Die Misstöne um Ex-Bundespräsident Christian Wulff hören nicht auf – jetzt kommt noch ein ganz besonderes Kaliber ins Spiel: Kritiker wollen beim Zapfenstreich mit Vuvuzela-Getröte ein Zeichen setzen.

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Bis 18.40 Uhr, so sieht es das Protokoll vor, sollen am Donnerstag im Park von Schloss Bellevue die Fackelträger aufmarschiert sein. Um 18.55 Uhr begibt sich dann Bundespräsident a. D. Christian Wulff zum Podest im Park. Gut möglich, dass dann auch die Vuvuzela-Träger aufmarschiert sind: Über Facebook und Twitter organisiert sich Protest dagegen, dass Wulff mit dem Großen Zapfenstreich verabschiedet wird.

Schon als am 24. Februar die Pläne zur Verabschiedung bekannt wurden, hatte das auch viel Unverständnis ausgelöst. Der Journalist Mario Sixtus, Preisträger des Grimme Online Awards und mit mehr als 46.000 Followern einer der einflussreichsten Twitterer in Deutschland, hatte dazu eher nebenbei eine Anregung fallen lassen:

Darum blieb es zunächst ruhig, bis in dieser Woche die Idee wieder aufkam. Als dann bei Facebook ein Termin angelegt war, „Vuvuzelas für Wulff zum Zapfenstreich“, nahm das Thema Fahrt auf. Ein Tweet der Bloggerin Julia Probst, bei Twitter als@EinAugenschmaus unterwegs, wurde in Windeseile weiterverbreitet:

Mario Sixtus ist nicht unglücklich darüber, welche Entwicklung seine Idee erfahren hat: Er gab den Hinweis auch per Tweet weiter und erklärte unserer Zeitung:

Auf Twitter meldeten sich aber auch kritische Stimmen, die zu bedenken gaben, dass der Protest die Falschen trifft. Ein Gedanke, den auch Julia Probst hatte: „Mir wäre es wichtig, dass die Vuvuzelas nur kurz vor Beginn oder nach dem Ende des Zapfenstreich ertönen aus Respekt vor den Soldaten“, erklärte sie unserer Zeitung. „140 Sekunden würden mir gut gefallen.“Sixtus dagegen schrieb zum von Wulff gewünschten Titel „Somewhere over the rainbow“: „Ich denke, die Vuvuzela-Brigade Berlin kann ihm diesen Wunsch erfüllen.“

Probst erkläuterte, aus ihrer Sicht gehe es nicht darum. Wulff zu „bashen“. „Es geht darum, Flagge zu zeigem, dass man nicht damit einverstanden ist, dass Wulff besser wegkommt als andere. Wulff steht für Ungleichbehandlung.“ Der normale Bürger wäre lange gefeuert worden, nicht weich gefallen und würde nicht geehrt.

Um den Zapfenstreich hatte es auch in der Politik viele Diskussionen gegeben. Schon früher war bekanntgeworden, dass Wulffs Vorgänger Walter Scheel, Roman Herzog, Richard von Weizsäcker und Horst Köhler beim Zapfenstreich für Wulff nicht anwesend sein werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die meisten ihrer Kabinettsmitglieder werden dagegen kommen. Das sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch. Für die Kanzlerin sei dies eine „Selbstverständlichkeit“, betonte Seibert. „Darin drückt sich der Respekt vor dem höchsten Amt aus, das unser demokratischer Staat zu vergeben hat.“ Eine Rede bei dem Empfang für Wulff wird Merkel nicht halten.

Das Bundespräsidialamt hat bisher noch nicht Stellung genommen, ob wegen der Vuvuzela-Pläne besondere Vorkehrungen getroffen werden.

Mit einer Vuvuzela ließe sich aber sogar auch die von Wulff gewünschte „Ode an die Freude“ intonieren, wie ein Video auf YouTube beweist:

Allerdings dürfte auch das beim Zapfenstreich eher als störend empfunden werden ...

Lars Wienand