Mainz

Zanggasse: Jörg S. gesteht die Bluttat

Verteidiger Gottfried Hickel (links) und der nun geständige Jörg S.
Verteidiger Gottfried Hickel (links) und der nun geständige Jörg S. Foto: SWR

Der zweite Tag im Prozess um die Tote in der Zanggasse begann mit einem Paukenschlag: Kaum hatte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz gestern die Anwesenheit aller Prozessbeteiligten fürs Protokoll festgestellt, da überraschte der Rechtsanwalt Gottfried Hickel die Anwesenden mit der Ankündigung, dass seine Mandant eine Erklärung abgeben wolle. Die fiel dann ausgesprochen kurz aus, war aber gewichtig.

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Mainz – Der zweite Tag im Prozess um die Tote in der Zanggasse begann mit einem Paukenschlag: Kaum hatte der Vorsitzende Richter Hans E. Lorenz gestern die Anwesenheit aller Prozessbeteiligten fürs Protokoll festgestellt, da überraschte der Rechtsanwalt Gottfried Hickel die Anwesenden mit der Ankündigung, dass seine Mandant eine Erklärung abgeben wolle. Die fiel dann ausgesprochen kurz aus, war aber gewichtig. „Ich räume die Anklage ein“, sagte Jörg S. knapp. Weitere Angaben zur Tötung der 30-jährigen Christine R. wollte er nicht machen.

Damit dürfte das Verbrechen vom 20. August 2011 in der Zanggasse grundsätzlich geklärt sein. Gleichwohl ist die Arbeit des Gerichts noch nicht erledigt, wie Lorenz betonte. Nun müssten noch die Tatumstände geklärt werden. Und dazu trugen einige Zeugen ein Stück weit bei.

Laut Staatsanwaltschaft verließ der 32 Jahre alte Angeklagte in der Nacht vom 19. auf den 20. August die „Dorret Bar“, um mit seinem Opfer in die nahegelegene Wohnung zu gehen. Dort soll er die Frau erstochen haben. Wenige Tage später ließ die Polizei wegen eines starken Verwesungsgeruchs die Dachwohnung des Angeklagten aufbrechen. Dort bot sich den Beamten ein Bild des Grauens.

Als „chaotisch“ beschrieben mehrere Zeugen die Einzimmerwohnung, in der leere Flaschen – unter anderem mit der Aufschrift „Wilder Hirsch“ -, überquellende Aschenbecher, Herrenmagazine, schmutziges Geschirr, Kleidungsstücke und sehr viel Blut verteilt war. Doch das Schlimmste befand sich unter einer Decke auf einem Klappbett: Die stark verweste, unbekleidete Leiche von Christine R., auf der sich unzählige Maden tummelten. Der Kopf war laut einem Beamten bereits „skelettiert“. „Das war schon heftig“, kommentierte einer der Beamten die Situation. Ebenfalls in der Wohnung wurde ein blutiges Küchenmesser – die mutmaßliche Tatwaffe – gefunden.

In seiner Wohnung hielt es Jörg S. nach der Tat anscheinend nicht mehr aus. Jedenfalls berichtete einer seiner Freunde, dass der Angeklagte bei ihm übernachtet habe.

Am 26. August stellte sich der 32-Jährige schließlich der Polizei. Eigentlich habe er sich das Leben nehmen wollen, doch der Mut habe ihn verlassen. Laut eigener Aussage war er bereits auf dem Dach eines Hochhauses in der Münsterstraße, sprang aber nicht. Zur Polizei sei er gegangen, weil „die Verantwortung übernommen werden muss“. Was den Angeklagten zur Tat trieb, bleibt unklar. Gegenüber Polizisten hatte er lediglich ausgesagt: „Ich war dabei voll unter Drogen.“ Am 4. Mai wird der Prozess fortgesetzt.

Von unserem Mitarbeiter Heiko Beckert