Warum gilt Zypern als „systemrelevant“?

Wenn die Euro-Retter ihre milliardenschweren Hilfspakete rechtfertigen, dann sprechen sie oft von Systemrelevanz. So stützten sie taumelnde Banken und Euro-Krisenländer, weil eine Pleite das gesamte Euro-System erschüttert hätte. EU-Währungskommissar Olli Rehn hat auch Zypern mehrfach als „systemrelevant für die Euro-Zone“ bezeichnet.

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Damit meint Rehn allerdings nicht, dass ein Zusammenbruch der zyprischen Wirtschaft Europa in den Abgrund reißen könnte.Denn die Wirtschaftsleistung der kleinen Mittelmeerinsel ist gering: 2011 lag sie nach Angaben der Weltbank bei rund 24,7 Milliarden US-Dollar (rund 18,9 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Griechenlands Wirtschaft ist fast 12-mal so groß, die Wirtschaft Deutschlands sogar 145-mal so groß.

Die Zypern-Rettung wird vielmehr als notwendig für den Erhalt der Gemeinschaftswährung der 17 Euro- Staaten gesehen. Jörg Asmussen, Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), erklärte während der Diskussion um die Rettung: „Eine Pleite Zyperns und seiner Banken hätte indirekte Folgen für die Euro-Zone als Ganzes – die Sorgen über die Umkehrbarkeit des Euro kämen wieder hoch.“ Und wenn die Märkte – also Investoren und andere Wirtschaftsteilnehmer – am Fortbestehen der Euro-Währung zweifeln, dann ziehen sie womöglich ihr Geld aus Europa ab.

Mit der Stabilität der europäischen Gemeinschaftswährung begründet auch der Vertrag zur Einrichtung des Euro-Rettungsschirms ESM die Hilfsaktionen. Geld fließt, „wenn dies zur Wahrung der Finanzstabilität des Euro-Währungsgebiets insgesamt und seiner Mitgliedstaaten unabdingbar ist“, heißt es in Artikel 3 des Dokuments.