Cleveland

Vize Mike Pence: der Anti-Trump

Der potenzielle Vizepräsident Mike Pence hat zu vielem eine andere Haltung als Trump – und ist hochseriös und zurückhaltend.
Der potenzielle Vizepräsident Mike Pence hat zu vielem eine andere Haltung als Trump – und ist hochseriös und zurückhaltend. Foto: dpa

Mike Pence wurde vom Republikanerkonvent in Cleveland offiziell zum „Running Mate“ Donald Trumps nominiert, zu seinem Vize. Dabei ist der 57-Jährige in vielem der exakte Gegenentwurf zu Trump. Ideologisch sattelfest, politisch erfahren und hochseriös, wird er auch vom Establishment der Republikaner anerkannt.

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Pence ist streng konservativ und damit sehr beliebt, nicht nur bei Evangelikalen und Sozialkonservativen der Partei. Pences Nominierung ist auch ein starkes Signal an die Parteirechte, die große Zweifel an der Eindeutigkeit von Trumps politischen Positionen hegt. Pence ist ein sehr strikter Gegner gleichgeschlechtlicher Ehen.

Pence war Radiomoderator, das ist seinen Auftritten bis heute anzumerken. Er dachte für die Präsidentschaftsrennen 2012 und 2016 selbst an eine Kandidatur. Pence gilt zwar als grundsolide, ist aber auch so wenig scharf profiliert, dass er der Nummer eins nicht die Schau zu stehlen droht.

Als Gouverneur des Bundesstaates Indiana führt Pence einen umkämpften Staat im sogenannten Rust Belt (Rostgürtel) der USA – einer Region im Nordosten des Landes, die durch die Schwerindustrie und deren Verfall geprägt ist. Pence kennt Washington aus seiner Zeit in der Parteiführung, außerdem war er von 2001 bis 2013 für Indiana im Repräsentantenhaus.

Der Präsidentschaftskandidat Donald Trump und sein Vize Mike Pence: Wie nahe liegen sie inhaltlich beieinander, wo gibt es Unterschiede?

1. Das Naturell:

Michael „Mike“ Pence ist der komplette Gegenentwurf zu Donald Trump. Er ist zurückhaltend bis zur Unscheinbarkeit. In einem Interview mit „60 Minutes“ kam Pence vor Kurzem kaum zu Wort, weil Trump ihm ein ums andere Mal das Wort abschnitt, für ihn antwortete oder seine Antworten verbessern wollte. Pence steht für einen völlig anderen politischen Stil.

2. Der Wahlkampf:

Pence verfasste nach schlechten eigenen Erfahrungen einen Artikel: „Bekenntnisse eines Negative Campaigners“, was übersetzt so viel bedeutet wie aggressiver Wahlkämpfer. Darin schwor er, nie mehr Wahlkampf unter der Gürtellinie zu führen, persönliche Attacken zu vermeiden und das Vertrauen in öffentliche Institutionen keinesfalls zu untergraben. Trump lag in seinem bisherigen Wahlkampf nicht auf dieser Linie.

3. Der Irak-Krieg:

Pence war und ist Befürworter der US-Invasion des Irak, Trump dagegen hat den ehemaligen Präsidenten George W. Bush und seine jetzige Konkurrentin Hillary Clinton dafür wiederholt vehement angegriffen. Auf diesen Widerspruch angesprochen, sagte Trump zu Pence: „Jeder darf mal einen Fehler machen“ – Clinton allerdings nicht. Generell liegt Pence viel mehr auf der republikanischen Linie einer fest in der Welt verankerten USA. Er ist kein Isolationist, also jemand, der die USA eher aus dem Weltgeschehen heraushalten will.

4. Der Handel:

Ein liberalisierter Welthandel und entsprechende Abkommen stehen seit Jahrzehnten im republikanischen Kanon auf den vorderen Seiten. So auch bei Pence, der sich immer wieder pro Handel ausgesprochen hat. Das wird nun schwierig, denn seine Nummer eins hält dies für einen Ursprung allen Übels.

5. Die Einwanderung:

Während Trump Einwanderer wiederholt kriminalisiert und das Thema fast ausschließlich negativ besetzt, hat Pence sich für eine Verbesserung der Gesetzgebung ausgesprochen und für einen besseren Status legaler Einwanderer.

6. Die Wandlungsfähigkeit:

Trump ist extrem wandlungsfähig, Pence ist es nicht. Pence fand Rauchen noch unschädlich, als lange das Gegenteil erwiesen war. Gleiches gilt für den Klimawandel. Pence ist ein zutiefst im christlichen Glauben verwurzelter, prinzipientreuer Konservativer, Trump ist es nicht. Dafür kann Trump seine Positionen stets rasch anpassen. Das kann Pence nicht.