Unterm Strich: Arbeiterkinder gehen seltener zur Uni

Von 100 Kindern aus Nicht- Akademikerfamilien kommen 46 in die gymnasiale Oberstufe und 23 in die Hochschulen. Von 100 Kindern aus Akademikerhaushalten sind es 88 beziehungsweise 83 Kinder. Analysiert man die Übergangsempfehlungen mit den Leistungen, zeigt sich: „Arbeiterkinder“ müssen im Allgemeinen höhere Kompetenzen zeigen, um eine Gymnasialempfehlung zu erhalten, als Kinder von Akademikern.

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Kinder aus sozial schwächeren Elternhäusern werden außerdem von Eltern, Verwandten, durch ihre Nachbarschaft und ihre Netzwerke meist weniger gefördert als andere Kinder. Sie sind auch seltener in Kindertagesstätten und Kindergärten. Aus diesen Faktoren schlussfolgern die Bildungsforscher im Wissenschaftszentrum Berlin, dass Lebenschancen ungleich verteilt sind.

Das belegten auch die Pisa- Studien: Der Sprecher der deutschen Pisa-Forscher, Eckhard Klieme, sieht zwar seit dem ersten Pisa-Schock deutliche Verbesserungen bei den Leistungen der schwächeren Schüler. Das unerwartet schlechte Abschneiden Deutschlands hatte geradezu eine Reformwut ausgelöst. Vor allem Schüler mit ausländischen Wurzeln haben sich seither aber beim Lesen verbessert.

„Wir haben jetzt mehr Gleichheit in unserem Bildungssystem als vor zehn Jahren“, konstatierte Klieme 2010. Die Unterschiede sozialer Herkunft hätten sich deutlich verringert. In keinem anderen Land sei es jedoch nach wie vor so ausschlaggebend, auf welche Schule die Eltern ihr Kind schicken beziehungsweise schicken können. Nötig sind mehr Training und mehr Integration statt Ausgrenzung, lautete die Empfehlung.

Finnland gilt seit den Pisa-Studien als Musterschüler. Im Jahr 2000 waren die skandinavischen Schüler beim Lesen die besten, in Mathematik auf Platz vier, in Naturwissenschaften auf Platz drei. Deutschland war insgesamt im unteren Mittelfeld gelandet. Finnland mit nur 5,3 Millionen Einwohnern kann es sich nicht leisten, Schüler zurückzulassen, erklärten Bildungsforscher den Erfolg.

Grundmodell in Finnland ist eine neunjährige Grundschule für alle. Erst wenn die Schüler 16 Jahre alt sind, wechseln sie auf weiterführende Schulen. 70 Prozent der Jugendlichen machen Abitur. Der Unterricht wird nicht nur von Lehrern, sondern auch von Psychologen und Sozialarbeitern mitgestaltet. Schwächere Schüler erhalten eine besondere Förderung, vor allem in den ersten Jahren der Schulzeit sollen so etwa Sprachdefizite ausgeglichen werden.

Bildungsforscher sehen einen deutlichen Unterschied beim Lernverständnis zwischen Deutschland und Finnland: Während deutsche Schüler stärker Fakten erlernen müssten, stünden für finnische Schüler das Erkennen und Begreifen von Zusammenhängen an erster Stelle.