Hechtsheim

Therapiehund „Burny“ will ständig gestreichelt werden

Therapiehund "Burny" schleckt Demenzkranken gerne die Zehen ab. Das tut diesen gut.
Therapiehund "Burny" schleckt Demenzkranken gerne die Zehen ab. Das tut diesen gut. Foto: Harry Braun

Der unumstrittene Star im Hechtsheimer Seniorentreff im Bürgerhaus ist Therapiehund „Burny“. Der knapp fünf Jahre alte Bolonka Zwetna erfreut vor allem dienstags von 14 bis 18 Uhr die Besucher des Demenz-Cafés.

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Er lässt sich gerne streicheln und kraulen. Wenn er nicht genug Streicheleinheiten kriegt, tippt er seinen Gegenüber schon mal mit dem Pfötchen an, um auf sich aufmerksam zu machen. Hilft auch das nicht, spielt er gerne „Rambo“ und verteilt kleine Kopfstöße. Dieser Hund steht einfach gerne im Mittelpunkt.

„Streicheln, kuscheln, berühren, das ist für ihn das Wichtigste“, erläutert sein Frauchen Karin Geyer, die Leiterin des Seniorentreffs. Nicht von ungefähr heißt die Hunderasse Bolonka Zwetna übersetzt „bunter Schoßhund“.

Bereits im zarten Alter von 20 Wochen startete „Burny“ seine Ausbildung. Zunächst galt es spielerisch herauszufinden, wie er so tickt. Nach 30 Einheiten Einzelunterricht erfolgte exakt am zweiten Geburtstag die viertägige Endprüfung im Geniushof an der Ostsee. Insgesamt 10 000 Euro investierte das Frauchen in die anspruchsvolle Ausbildung.

Hilfe für Demenzkranke

Besonders die Hechtsheimer Demenzkranken profitieren von dem kleinen Hund. Er selbst sucht sich den Gast aus, mit dem er kuscheln will. Diesen schubst er mit der Pfote an. „Burny spürt, wenn jemand Probleme hat“, erläutert Geyer. Meist sucht Burny zuerst die Füße auf und beginnt, diese abzulecken. Auf diese Weise wird die Durchblutung der Füßen und Zehen gefördert, und der Kranke nimmt diese im besten Fall wieder als eigene Körperteile wahr.

Vielen tue es einfach gut, wenn sie die Nähe und Wärme von Burny spüren, oder er auf ihrem Bauch liegt. Übrigens ahmen manche Demenzkranke den Hund gerne nach. Wenn das Tier gekämmt wird, denken sie daran, das selbst zu tun. Ähnlich sieht es mit der elektrischen Zahnbürste oder der Munddusche aus. Da das Tier häufig mit Schwerstkranken zu tun hat, spielt Hygiene eine große Rolle. Alle vier Wochen geht Burny zum Hundefrisör und zum Tierarzt. Regelmäßig vor und nach seinen Krankenbesuchen wird er mit Wasser abgespritzt, damit sich keine Keime bilden.

Weiterbildung ist das A und O

Positiv empfinden viele Patienten die geringe Größe des Hundes und sein weiches, helles Fell. Anders als bei einem großen, dunklen Therapiehund kommt auch bei ängstlichen Menschen keine Furcht auf. Da der Bolonka Zwetna gerne zuhört, ruhig und ausgeglichen ist und kaum bellt, vertrauen ihm manche Demenzkranke ihr ganzes Leben an. „Gott sei Dank, Johann, dass wir darüber geredet haben!“, sagte eine Schwerkranke zu „Burny“, bevor sie wenig später friedlich einschlief. Auch Schlaganfallpatienten profitieren von dem Tier, da viel spielerisch über die betroffene, kranke Körperseite gearbeitet wird.

Ständige Weiterbildung ist das A und O. Derzeit lernt der Hund Suchspiele. Eine Viertelstunde Gedächtnisübungen sei für ihn so anstrengend wie drei Stunden durch den Wald laufen. Deshalb ist es wichtig, dass das Tier nicht überfordert wird und Rückzugsmöglichkeiten hat. Auch darauf achtet sein Frauchen, das einmal im Jahr mit dem Tier zum „Wesenstest“ geht. Insgesamt 50 Demenzkranke im Rhein-Main-Gebiet betreut Karin Geyer mit ihrer tiergestützten Therapie. Sie ist buchbar.

Oliver Gehrig

Info: Karin Geyer ist telefonisch unter der Mobilfunknummer 0175/6818219 buchbar.