Koblenz

Telefonaktion: Wenn Fleisch krank macht – Expertenrat war gefragt

Die Menschen sind der Skandale müde, wie es scheint. „Ach, schon wieder einer?“, war zumindest die Reaktion der Anrufer bei unserer Telefonaktion. Das komm schon fast einem Schulterzucken gleich. Dennoch: Was sich an ungewollten Zutaten so alles in unserer Nahrung versteckt, treibt die Menschen im Land um.

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Von Waltraud Fesser und Iris Brenner, unseren Fachfrauen von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, wollten die Anrufer daher vor allem Hilfestellung beim Einkauf haben. Sie fragten nach Bezugsquellen für sicheres Fleisch, beschwerten sich über unleserliche Angaben auf Fleischverpackungen und wollten wissen, ob es ratsam ist, beim Essen vielleicht sogar ganz auf Fleisch zu verzichten. Gemessen am Interesse der Leser, sind die Teilzeitvegetarier offenbar gerade auf dem Vormarsch.

Weniger Fleisch zu essen und dafür lieber etwas mehr Geld für Qualität auszugeben, ist denn auch der einhellige Rat unserer Expertinnenrunde. Die vegane Ernährung, die komplett auf tierische Produkte verzichtet, also auch Eier und Milchprodukte ausschließt, empfiehlt die Ernährungswissenschaftlerin Waltraud Fesser auf Dauer jedoch nicht.

„Da ist die Mangelernährung programmiert“, sagt sie. „Wer unbedingt vegan leben will, muss sich viel Fachwissen über Ernährung aneignen oder sich dauerhaft von einem Arzt begleiten lassen, um die fehlenden Nährstoffe auszugleichen.“ Gut weg kommt bei den Ernährungsexpertinnen dagegen die vegetarische Ernährung, wenn es um die Gesundheit geht.

„Groß angelegte Studien zeigen, dass Vegetarier deutlich seltener an Krebs erkranken. Die Quote liegt um 50 bis 75 Prozent niedriger als bei Menschen, die Fleisch essen“, sagt die Koblenzer Allgemeinmedizinerin Dr. Susanne Schmelz und fügt an: „Das kann allerdings auch daran liegen, dass Vegetarier Typen sind, die generell mehr auf ihre Gesundheit und eine ausgewogene Ernährung achten.“ Eindeutig positiv wirkt sich der Fleischverzicht auf verschiedene Krankheitsbilder aus. So lässt sich damit der Blutdruck senken, weil bei einer rein pflanzlichen Ernährung vom Körper weniger Kalium und Natrium aufgenommen werden.

Gefäßerkrankungen (Arteriosklerose) lassen sich mit vegetarischer Kost um bis zu 70 Prozent reduzieren, auch Gallensteine treten bei Vegetariern deutlich seltener als bei Fleischessern auf. Deutlich fällt der Rat der Medizinerinnen Susanne Schmelz und Anna Haas-Wöhrle auch bei Neurodermitis und Rheuma aus.

„Die Arachidonsäure im Fleisch fördert Entzündungen im Körper und damit auch Rheuma“, betont Schmelz. Vor allem in Schweinefleisch ist die vierfach ungesättigte Fettsäure im Übermaß vorhanden. Auch ihre Kollegin Haas-Wöhrle rät daher, eher auf Geflügel oder mageres Rind auszuweichen und höchstens zweimal pro Woche Fleisch zu essen. Ideal ist die Ergänzung durch Fisch: Vor allem fette Meeresfische enthalten ein Öl, das sich äußerst positiv auf entzündliche Gelenkerkrankungen auswirkt.

Aber sind Menschen, die viel Fleisch essen, tatsächlich kränker? Auch hier hat Schmelz überraschende Zahlen parat: „Laut einer Studie nehmen 80 Prozent der Diabetiker über Fleisch und Wurst schon fast die empfohlene Tagesration an Fett auf – 56 von höchstens 70 Gramm. Bei Menschen mit erhöhten Blutfettwerten sind es sogar 62 Gramm.“ Auch bei Übergewicht und zu hohen Leber- oder Harnsäurewerten hilft der Fleischverzicht.

nim