Teil 5: Blattgold lenkt den Blick auf eine unsichtbare Wand

Ariane Epars hat die Wand auf radikale Weise erobert: indem sie sie durchbricht. Die Schweizerin, die immer ortsbezogen arbeitet und sich regelmäßig an Kunst-am-Bau-Projekten beteiligt, hat eines der großen Fenster im Meier-Bau gestaltet.

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Sie hat Blattgoldstreifen aufgetragen, die drei mal sieben Meter große Glasfläche durch expressiv verlaufende Linien unterteilt. Die künstlichen „Fugen“ betonen, was man zuvor nicht sehen sollte: eine unsichtbare Wand.

Im Zusammenhang mit der Ausstellung denkt der Besucher unweigerlich an die riesigen Glasfenster von Kathedralen mit ihren Bleifugen, die die dargestellten Szenerien rüde unterbrechen. Aber sie rahmen auch. Fassen – im Falle sakraler Darstellungen in Kirchenfenstern – einzelne Szenen wie Bildergeschichten ein.

Epars Arbeit ohne Titel erzählt keine Bildergeschichte. Sie teilt die gewaltige Naturkulisse, die das Fenster dem Museumsbesucher eröffnet, in leichter verdauliche Portionen ein. Holt, wenn man so will, die göttliche Schöpfung in den Kunstraum herein.

Von unserer Redakteurin Nicole Mieding