Frankfurt

Streik bei Lufthansa begonnen – Zehntausende Passagiere betroffen

Baublies
Gewerkschaftschef Nicoley Baublies ist zufrieden mit der Streikbereitschaft bei der Lufthansa. Foto: Frank Rumpenhorst

Die Flugbegleiter legen mit ihrem bisher größten Streik am Freitag den Flugverkehr bei der Lufthansa in großen Teilen lahm. Zehntausende Passagiere sind betroffen. Die Gewerkschaft Ufo erwartet, dass sich die Lufthansa im Tarifkonflikt bewegt.

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Frankfurt – Der erste flächendeckende Streik der Flugbegleiter bei der Lufthansa hat begonnen.

Die Gewerkschaft Ufo hatte Stewards und Stewardessen der Lufthansa erneut aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen.

Peter Kneffel

Die Lufthansa hat wegen des angekündigten Streiks bereits zwei Drittel ihrer Flüge am Freitag gestrichen.

Federico Gambarini

Gewerkschaftschef Nicoley Baublies ist zufrieden mit der Streikbereitschaft bei der Lufthansa.

Frank Rumpenhorst

Die Fluggäste der Lufthansa für viele innerdeutsche Verbindungen werden wohl auf die Bahn umsteigen müssen. Für die Züge empfiehlt es sich, einen Platz zu reservieren.

Marc Tirl

Wegen des ganztägigen Streiks des Lufthansa Kabinenpersonals setzt die Bahn mehr Waggons als üblich ein.

Kay Nietfeld

Anzeigetafel auf dem Flughafen Halle/Leipzig: Die Gewerkschaft Ufo hat erneut die Stewards und Stewardessen der Lufthansa aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen.

Peter Endig

An Schaltern der Lufthansa warten Passagiere.

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Ein Passagier schläft am Freitagmorgen vor einer Bank ein.

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Ein anderer Passagier schläft auf einer Bank im Terminal des Frankfurter Flughafens.

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Neben ihren Koffern versuchen diese Passagiere, Ruhe zu finden.

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Feldbetten stehen für gestrandete Passagiere bereit.

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Ein einziger Passagier wartet in der ansonsten leeren Warteschlange im Terminal.

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Vor einer Anzeigentafel mit zahlreichen annulierten Flügen stehen Passagiere am Freitagmorgen im Terminal des Frankfurter Flughafens.

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Die Heckflosse eines Flugzeuges ragt am Freitag an der Lufthansa-Basis am Flughafen Frankfurt in die Luft.

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Am Freitagmorgen fielen die ersten Flüge aus. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben mindestens die Hälfte der geplanten Verbindungen für diesen Freitag gestrichen. Im Laufe des Tages könne es immer noch zu kurzfristigen Streichungen kommen, sagte ein Sprecher.

Der Streikaufruf für den gesamten Freitag ging an rund 18.000 Beschäftigte der Kabine an den Lufthansa-Standorten Frankfurt, München, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und Stuttgart. Selbst die Pilotenstreiks aus den Jahren 2001 und 2010 hatten nicht eine derart durchschlagende Wirkung.

55.000 Mails und SMS mt Infos verschickt

Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt blieb es am Morgen zunächst ruhig, wie ein Lufthansa-Sprecher sagte. Mit 55.000 SMS und E-Mails habe die Fluggesellschaft ihre Gäste schon früh über Flugausfälle informiert. Die Lufthansa habe am Streiktag zusätzliches Bodenpersonal im Einsatz, das die gestrandeten Passagiere umbuche, betreue und informiere. Das Restprogramm der Lufthansa besteht wesentlich aus Flügen nicht bestreikter Tochtergesellschaften wie Germanwings. Nur wenige Überseeziele sollen am Freitag von Frankfurt und München angeflogen werden.

Hintergrund des Streiks ist ein Tarifkonflikt, in dem die Fronten bislang verhärtet sind. Ufo-Chef Nicoley Baublies fordert, dass der Arbeitgeber auf die Gewerkschaft zukommt. „Wir erwarten uns jetzt tatsächlich auch, nachdem wir den ersten Kontakt ja auch hergestellt haben, dass die Lufthansa sich deutlich bewegt inhaltlich“, sagte Baublies am frühen Freitagmorgen der Nachrichtenagentur dpa.

Am Donnerstag hatte die Ufo wieder Kontakt zum Lufthansa-Management aufgenommen. „Die Lufthansa hat quasi kapituliert, indem sie für den morgigen Tag fast alles gestrichen hat“, sagte Baublies. Daher habe er den ersten Schritt gemacht.

Die Lufthansa sei weiter zu Gesprächen bereit, sagte Lufthansa-Chef Christoph Franz am Donnerstagabend im ZDF-„heute journal“. Er kritisierte den Streik der Flugbegleiter als „völlig unverhältnismäßig“. Die Entwicklung sei „quasi aus heiterem Himmel“ nach eineinhalb Jahren Gesprächen gekommen.

Lufthansa-CHef fürchtet um Wettbewerbsfähigkeit

Franz sagte, es gehe auch um die Wettbewerbsfähigkeit „in einem beinharten Wettbewerb“. Das Umfeld habe sich in den vergangenen Jahren mit den Billigfliegern, den Staatsgesellschaften vom Persischen Golf und den hohen Ölpreisen dramatisch verändert. „Wir müssen das Unternehmen zukunftsfähig aufstellen“, sagte Franz. Sonst komme es zu einem Schrumpfungsprozess.

Ein Lufthansa-Sprecher sagte am Freitagmorgen mit Blick auf die Aussagen der Gewerkschaft: „Wir können nur sagen, dass es am Donnerstag einen Kontakt mit der Ufo gegeben hat. Inhaltlich konnten aber keine Fortschritte erzielt werden.

Ufo fordert in dem seit 13 Monaten währenden Tarifkonflikt fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Lufthansa bietet bei einer längeren Laufzeit 3,5 Prozent Lohnerhöhung, plant aber eine konzerninterne Billigtochter mit niedrigeren Gehaltstarifen. Für die verbleibenden Lufthanseaten will das Unternehmen die Gehaltsstufen abflachen und für Neueinsteiger niedrigere Bedingungen durchsetzen.

Wegen des Streiks bei der Lufthansa hatten sich die Konkurrenten der Airline sowie die Bahn zum Ferienende in Süddeutschland auf einen großen Ansturm eingerichtet. Die Deutsche Bahn stellte sich auf mehrere tausend zusätzliche Fahrgäste ein. Das Unternehmen will alle zur Verfügung stehenden Züge auf die Schiene bringen. Normalerweise befördert Lufthansa an einem Freitag rund 170.000 Menschen.