Sorgerecht muss man sich verdienen

Manfred Ruch zum Streitpunkt Sorgerecht

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Wer einmal die Trennung eines Paares mit gemeinsamen Kindern erlebt hat – selbst oder im Freundes- und Verwandtenkreis –, der weiß, dass der Streit um die Söhne und Töchter zu den emotionalsten und oftmals auch schwierigsten Herausforderungen für Väter und Mütter zählt.

Große Verlustängste und entsprechend tiefe Wunden können die Folge sein, wenn sich Ehepaare auf einen Krieg um die gemeinsamen Kinder einlassen. Nicht von ungefähr gilt, dass Eltern nach Trennung und Scheidung im Regelfall das gemeinsame Sorgerecht behalten – wenn keine andere gerichtliche Lösung herbeigeführt wird. Mutter und Vater bleiben so in der gemeinsamen Verantwortung für den Nachwuchs. Das ist nicht leicht, aber im Sinne des von allen gewollten Kindeswohls ohne Alternative.

Warum soll dies nicht auch für Paare gelten, die unverheiratet sind? In einer Zeit, da die Ehe ohne Trauschein längst zur selbstverständlichen Lebensform und die Trennung fast zur Norm geworden ist, ist es überfällig, dass das gemeinsame Sorgerecht auch für nicht eheliche Kinder zum Normalfall wird. Oder gelten hier andere Definitionen für das Kindeswohl?

Es ist absolut richtig, Vätern von nicht ehelichen Kindern die Chance auf ein Sorgerecht einzuräumen. Ein „Automatismus“ hingegen wäre ein großer Fehler. Denn dieses Sorgerecht muss man sich im wahren Wortsinn verdienen, indem man sich auch um die Kinder sorgt. Durch regelmäßige Zahlung des Unterhalts und durch Präsenz.