Berlin

Social Media zurückerobern: Sascha Lobos reclaim.fm wird sehnsüchtig erwartet

Fast jeder hat es, ein Schatzkistchen mit Erinnerungen – Briefe, Fotos, Dinge, die man beisammen hat und durchstöbern kann. Mit Beiträgen in Sozialen Netzwerken geht das so einfach nicht – bisher: Sascha Lobo stellte auf der Re:publica die Truhe vor. Reclaim.fm heißt sie und soll ermöglichen, sich seine digitalen Dinge zurückzuerobern. Wissenschaftler haben das gerade in einer Studie angemahnt.

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Berlin – Fast jeder hat es, ein Schatzkistchen mit Erinnerungen – Briefe, Fotos, Dinge, die man beisammen hat und durchstöbern kann. Mit Beiträgen in Sozialen Netzwerken geht das so einfach nicht – bisher: Sascha Lobo stellte auf der Re:publica die Truhe dafür vor. Reclaim.fm heißt sie. Wissenschaftler haben so etwas gerade in einer Studie als dringendes Anliegen junger Leute angemahnt.

Von unserem Redakteur Lars Wienand

Die Musiksammlung: im Netz. Die Fotos: in der Cloud und bei Facebook. Die Sorgen: groß.

Ein Forscherteam hat sich einem Thema gewidmet, das bislang kaum erforscht ist: Wie stehen junge Menschen zu digitalem Besitz? Die Wissenschaftler stellten bei ausführlichen Interviews in den USA, Spanien und Südkorea fest: „Die jungen Menschen wollen stärker das Gefühl haben, diese Dinge wirklich in ihrem Besitz zu haben“.

Die Studie – von unter anderem Carnegie Mellon University Pittsburgh und Vodafone Research – untermauert wissenschaftlich, was den Autor und Netzaktivisten Sascha Lobo auch schon länger beschäftigt. Er präsentierte nun eine erste Lösung, sich seine Inhalte zurückzuerobern. Reclaim.fm heißt die Entwicklung.

Wer einen Wordpress-Blog hat, kann sich all das, was er in Sozialen Netzwerken an Inhalten schafft, dorthin spiegeln. „Sogar wenn Twitter tot umfällt, sind da noch meine Tweets vorhanden“, erklärte Lobo in seinem „Überraschungsvortrag“ (ab Minute 51). „Was immer man irgendwo im Netz hinterlässt, wird dort in einer Wall zusammengezogen.“

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Zumindest ist das der Plan; Programmierer Felix Schwenzel twitterte am Abend, dass es bis zu einem für Laien leicht einsetzbaren Programm noch ein weiter Weg ist und beschreibt in seinem Blog die Technik. Wie es aussieht, ist bei Lobo und Markus Angermeier alias Kosmar zu sehen, der das Logo erstellt hat.

Lobo hatte bereits im vergangenen Jahr aufgefordert, dass die Menschen im Netz wieder vermehrt selbstkontrollierte Web-Seiten nutzen sollten, um vom Netzkonsumenten zum mündigen Digitalbürger zu werden. „Daten auf sozialen Netzwerken müssen unter allen Umständen so behandelt werden, als könnten sie jederzeit verloren gehen. Denn sie können jederzeit verloren gehen.“ Mit dem Zusatzprogramm für Wordpress will er da nun ein Instrument liefern, damit Nutzer gegensteuern können.

Die Forscher haben bei den ausführlichen Interviews mit 48 Nutzern festgestellt, dass die zum Teil bereits umständliche Wege gefunden haben, um sich ihrer digitalen Dinge sicherer zu sein – und das selbst ärgerlich und lästig fanden. So hatten etliche junge Leute entweder Screenshots von für sie wichtigen Facebook-Postings gemacht und gespeichert oder Pinnwandeinträge ausgedruckt. Zugleich bedeutete für viele dieser Weg aber auch, dass sie auf Papier oder als Screenshot von ihrer Bedeutung verloren.

Im Blog behalten sie da vielleicht mehr Leben – und der Blog wird deutlich mächtiger.

Autor:
Lars Wienand
(Mail, Google+)