RZ-Kommentar: Niedrige Löhne sind Teil des Rentenproblems

Rena Lehmann zu den neuen Beschäftigungszahlen:

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Mitten in der aufgeheizten Debatte über Renten und Mindestlöhne bergen die neuen Zahlen zum Niedriglohn in Deutschland weiteren Zündstoff. Inzwischen arbeitet jeder Fünfte in einem Beschäftigungsverhältnis, das als atypisch bezeichnet wird.

Aber was ist daran eigentlich noch atypisch, wenn so viele betroffen sind? Die Zahlen belegen doch eher, wie es immer mehr zur Regel wird, dass Arbeitnehmer gering beschäftigt sind, schlecht bezahlt werden und befristete Verträge zu ungünstigen Konditionen eingehen (müssen).

Die Folgen dieser Entwicklung aber können verheerend sein für die Sozialsysteme: Wer nicht einmal so viel verdient, dass er davon seinen Lebensunterhalt bestreiten kann, muss oft mit Hartz IV aufstocken. Fürs Alter vorzusorgen, kann er sich schon gar nicht leisten. Dafür muss dann die Allgemeinheit einspringen. Früh eine Familie zu gründen, ist mit einer prekären Beschäftigung auch keine Selbstverständlichkeit. Die wesentlichen Herausforderungen der Zukunft – die älter werdende Gesellschaft und die bereits beschlossene Abschmelzung der Rente – werden mit niedrigen Löhnen auf Dauer auf keinen Fall zu lösen sein. Darüber hinaus sollte ein Alter in Würde nach einem langen und immer länger werdenden Arbeitsleben in Deutschland jedem Arbeitnehmer möglich sein. Von der Lohnentwicklung hängt viel ab. Doch hier ein wenig mutiger vorzugehen, als mit regional und branchenspezifisch unterschiedlichen „Lohnuntergrenzen“ zu hantieren, ist im Augenblick bei der CDU nicht drin.

In der Debatte über die Bekämpfung der Altersarmut machen gerade allerdings beide großen Volksparteien keine besonders gute Figur: Ursula von der Leyen prescht mit ihrer Idee einfach vor und hat große Teile der Union bei der Zuschussrente gegen sich. Und auch Sigmar Gabriel erfährt mächtig Gegenwind aus den eigenen Reihen für sein am Ende doch noch recht vage geratenes Konzept. Vor allem würde die SPD-Rentenreform sehr viel teurer als von der Leyens unausgegorener Zuschuss. Nach dem Willen der Sozialdemokraten sollen viele Menschen von der Mindestrente profitieren und Betriebsrenten subventioniert werden. Die Frage, wer das bezahlen soll, haben weder von der Leyen noch Gabriel beantwortet.

E-Mail: rena.lehmann@rhein-zeitung.net