RZ-KOMMENTAR: Guttenberg ist für immer untragbar geworden

Es ist natürlich löblich, dass die Universität Bayreuth die Plagiatsaffäre um Guttenberg nun mit einem lückenlosen Bericht aufgearbeitet hat.

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Es ist natürlich löblich, dass die Universität Bayreuth die Plagiatsaffäre um Guttenberg nun mit einem lückenlosen Bericht aufgearbeitet hat. Wir erinnern uns: Zu Beginn der Affäre hatte man die Vorwürfe dort noch auf sich beruhen lassen wollen. Guttenberg jedoch ist nur ein Kapitel der unrühmlichen Geschichte: Er hat sein Vergehen und den zögerlichen Umgang damit in der Öffentlichkeit mit dem Verlust seines Amtes und Ansehens bereits teuer bezahlt. Ein anderes Kapitel, das nun noch weiterzuschreiben wäre, ist die Praxis an Universitäten, auf die der Bericht ebenfalls ein schlechtes Licht wirft.

Im Gutachten des Doktorvaters von Guttenberg lobt dieser ausdrücklich dessen souveränen Umgang mit der Forschungsliteratur – also mit dem Gedankengut anderer. Der Professor, der Guttenbergs Arbeit mit der Bestnote bewertete, müsste aber doch zumindest jene Textstellen als Plagiate erkannt haben, die seinen eigenen Arbeiten entnommen waren. Die Glaubwürdigkeit der Universitäten insgesamt hat ganz eindeutig Schaden genommen. Wer beklagt, dass das nicht wissenschaftliche Volk kein Verständnis für den Wert geistigen Eigentums habe, muss diesen Wert auch selbst erkennen und verteidigen. Das ist in diesem Fall nicht passiert und auch nur deshalb an die Öffentlichkeit gelangt, weil der Doktorand ein Prominenter war. Die „Aufräumarbeiten“ an den Universitäten haben jedenfalls gerade erst begonnen, auch, weil bereits neue Plagiatsvorwürfe gegen weitere Doktortitel-Träger im Raum stehen.

Um Guttenberg ist es unterdessen auch politisch leise geworden. Es gibt kaum mehr jemanden, der seine Rückkehr in politische Ämter öffentlich fordert. Mit dem Nachweis der „vorsätzlichen Täuschung“ ist der gefallene Star eigentlich für immer untragbar geworden. Aber wie man von anderen Beispielen weiß: Der Politbetrieb hat ein kurzes Gedächtnis.

E-Mail: rena.lehmann@rhein-zeitung.net