RZ-KOMMENTAR: Firmen ohne Frauen in der Führung bekommen ein Problem

Dass immer noch erschreckend wenige Frauen in den Führungsetagen zu finden sind, ist nicht nur ein Problem für die Frauen, sondern vor allem für die Firmen.

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Dass immer noch erschreckend wenige Frauen in den Führungsetagen zu finden sind, ist nicht nur ein Problem für die Frauen, sondern vor allem für die Firmen.

Jahrgang für Jahrgang verschwinden weibliche Talente in der Versenkung, weil sie Mutter werden – oder gern auch prophylaktisch, weil sie ja Mutter werden könnten. Verschwendetes Potenzial, das Arbeitgeber spätestens dann bitterlich vermissen werden, wenn sich der Fachkräftemangel in seinem vollen Umfang zeigt. Wir reden hier nicht von einem Gefallen für die Frauen, wir reden von der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. An ihnen ist es zu handeln. Sonst muss es der Staat tun.

Noch gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Frauenquote für Führungspositionen. Deshalb müssen die Unternehmen – die diese naturgemäß ablehnen – zeigen, dass ein Wandel in der Personalpolitik auch ohne Quote möglich ist. Sie müssen die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass Frauen genauso aufsteigen können wie ihre männlichen Kollegen. Dafür braucht es Kreativität, die Bereitschaft, Arbeitsabläufe auf den Kopf zu stellen, und vor allem den Willen dazu. Die aktuellen Führungskräfte haben es sich in ihren Männerrunden oft bequem gemacht – ihnen müssen die Verantwortlichen klarmachen, dass nicht nur der talentierte Mitarbeiter, sondern auch die vielversprechende Mitarbeiterin gefördert werden muss.

Ebenso gehört es zur Aufgabe der Arbeitgeber, Frauen überhaupt dazu zu motivieren, Führungsaufgaben zu übernehmen. Denn viele scheuen den Spagat, den sie zwischen Privatleben und beruflichen Anforderungen, zwischen den Rollen als Mutter und Chefin hinlegen müssen. Diese Zurückhaltung der Frauen ist nicht naturgegeben, sondern hat mit schlechten Rahmenbedingungen einerseits und dem typisch deutschen Bild der Rabenmutter, die nur auf ihre Karriere aus ist, zu tun. Dass es auch anders geht, zeigt der Blick in andere Länder, die in dieser Hinsicht viel weiter sind.

Wenn die Arbeitgeber diese Aufgabe heute verschlafen, werden sie morgen im Ringen um qualifizierte Arbeitskräfte gnadenlos von ihrer Konkurrenz überholt. Oder sie bekommen doch die ungeliebte Quote. Weil sie es eben doch nicht allein geschafft haben, etwas zu bewegen.

E-Mail: stephanie.mersmann@rhein-zeitung.net