RZ-KOMMENTAR: Dietmar Brück zur Lage am Nürburgring

Richter sollte sich vom Ring zurückziehen

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Man kann es drehen und wenden wie man will: Mit Kai Richter ist am Nürburgring kein Staat zu machen. Die sauberste Lösung für das Land wäre gewesen, sich von dem umstrittenen Projektentwickler mit einem klaren Schnitt zu trennen. Nachvollziehbar, dass diese Radikallösung aufgrund geltender Verträge nur ganz schwer möglich war. Dennoch: Die Atmosphäre am und um den Nürburgring ist derart vergiftet, dass dringend Vertrauensbildung betrieben werden muss. Diese ist mit einer Figur vom Kaliber Richter, der Kritiker gnadenlos unter Druck setzt und den eigenen Vorteil mit erschreckender Konsequenz verfolgt, nicht zu schaffen.

Die Reizfigur Richter wäre gut beraten, sich still und heimlich vom Nürburgring zurückzuziehen. Keine öffentlichen Auftritte mehr. Keine geharnischten Anwaltsschreiben. Seine Arbeit in der Automotive GmbH könnte er im Hintergrund leisten. Wenn überhaupt, kann allein der Unternehmer Jörg Lindner einen glaubwürdigen Neuanfang am Ring symbolisieren. Doch auch ihm muss man die Frage stellen, warum er sich so eng auf Kai Richter eingelassen hat.

Trotz konzeptionellem Neuanfang ist der Nürburgring in einer ganz schwierigen Lage. Ob sich in vier Jahren tatsächlich eine Mindestpacht von 15 Millionen erwirtschaften lässt, darf bezweifelt werden. Dass das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium an dieser Stelle ein gewisses Maß an Optimismus verbreitet, liegt in der Natur der Sache.

Glaubwürdig hingegen sind die Versuche des Teams um den zuständigen Minister Hendrik Hering (SPD), die Selbstbedienungsmentalität am Ring zu unterbinden. Die hat dort zig Jahre geherrscht – und sie betrifft nicht allein den ungeliebten Richter. Auch die alteingesessenen Geschäftsleute, die gegen die Neuordnung lautstark Front machen, haben ihre üppigen Profite im Blick. Wenn der Nürburgring halbwegs Erfolg haben soll, ist ein fairer Interessensausgleich nötig. Die Goldgräberzeiten in der Eifel sind für alle vorbei.

E-Mail an Autor: dietmar.brueck@rhein-zeitung.net