Mainz

Redakteurin macht den Autotest: Stadt-Stromer steht voll im Saft

MRZ-Redakteurin Sabine Jakob "tankt" den E-Smart der Stadtwerke nach der Probefahrt an der Ladesäule auf.
MRZ-Redakteurin Sabine Jakob "tankt" den E-Smart der Stadtwerke nach der Probefahrt an der Ladesäule auf. Foto: Bernd Eßling

Bevor ich den Zündschlüssel drehe, schau ich mir das Innenleben des kleinen Stadt-Stromers erst einmal genau an. Heizung, Licht, Rückspiegel – der übliche Standard wie bei jedem „normalen“ Auto auch.

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Mainz – Bevor ich den Zündschlüssel drehe, schau ich mir das Innenleben des kleinen Stadt-Stromers erst einmal genau an. Heizung, Licht, Rückspiegel – der übliche Standard wie bei jedem „normalen“ Auto auch.

Nur die beiden runden Anzeigetafeln sind für mich ein Novum. Sie geben den Ladestand der Batterie und den Leistungsverbrauch an – für den Elektro-Smart der Stadtwerke Mainz, den ich heute auf seine Alltagstauglichkeit teste, ein wichtiges Ausstattungsutensil.

Nun kann's losgehen. Motor starten, Handbremse lösen und die Automatikkupplung auf D für Drive stellen. Und schon stellt sich der erste Aha-Effekt ein. Denn ich höre, bis auf ein leises Surren,- nichts. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn die üblichen Motorengeräusche ausbleiben. ist der Wagen schon startklar. Vorsichtig drücke ich das Gaspedal – der Wagen rollt. Hoffentlich schauen die Fußgänger nach rechts und links, wenn sie die Fahrbahn betreten, geht es mir durch den Kopf, denn sie hören das Auto schlichtweg nicht kommen. Daher wird schon seit Längerem darüber diskutiert, künstliche Motorengeräusche zu erzeugen. Andererseits könnte man an der Autobahn gelegene Eigenheime künftig mit dem Slogan „Wohnen in ruhiger Lage“ bewerben, würden nur noch Stromer hier verkehren.

Batterie tankt beim Ausrollen auf

Sanft gleitet der Smart über die Straße. Sobald ich den Fuß vom Gaspedal nehme, bremst das Auto. Beim Ausrollen arbeitet der Elektromotor automatisch als Generator und lädt die Batterie ein Stück mehr auf. Nach dem Anfahren an der Ampel fällt mir auf: Der „Kleine“ saust allen davon, bringt sofort die volle Leistung. Das ist schon ein Spaßfaktor, mit dem Elektrischen an den PS-starken Luxusschlitten vorbeizuziehen. Und das bei nur 30 Kilowatt Leistung, umgerechnet schlappen 41 Pferdestärken.

Auch die Hetzjagd auf der Autobahn hat mit dem Elektrischen ein Ende. Bei einer Spitzengeschwindigkeit von 112 Kilometern in der Stunde ist der Wagen aus dem Rennen, die Fahrt entspannend. Doch erfordert die Nutzung des E-Mobils eine vorausschauende Planung.

Bis zu 115 Kilometern reicht eine Batterieladung, fallen die Temperaturen oder werden Stromfresser wie Heizung oder Klimaanlage zugeschaltet, sinkt die Reichweite. Für den Stadtverkehr ist der Stromer damit eine gute Alternative, aber eben mal 300 Kilometer auf die Piste zu gehen, ist nicht drin.

Neben der geringen Reichweite braucht auch das Aufladen der Batterie seine Zeit. Zwischen drei und acht Stunden hängt das Auto am Kabel. Selbst bei Fahrzeugen, die an spezielle Starkstrom-Stationen, angeschlossen werden können, – bei „meinem“ Smart trifft das nicht zu – lässt sich der Ladevorgang nicht unter 30 bis 60 Minuten drosseln. Denn ein schneller Ladevorgang verkürzt die Lebensdauer der Akkus, die mit Preisen im fünfstelligen Euro-Bereich das mit Abstand teuerste Bauteil des Elektroautos sind.

Ab zur Elektro-Tankstelle

Jetzt habe ich schon einige Kilometer zurückgelegt und die Batterie ist noch voll. Doch ich bin neugierig, wie das Aufladen funktioniert und steuere die Elektro-Tankstelle„ auf dem Parkplatz der Stadtwerke an. Den Transponder, der mir die Nutzung der Ladesäule ermöglicht, und den jeder Bürger kostenlos bei den Stadtwerken erhält, habe ich in der Tasche. Nun zücke ich das Ladekabel. An einem Ende ist ein Stecker befestigt, am anderen eine Art Stutzen, den man einfach auf den Tank setzt. Nun zieht der Smart Saft. Das Fahrzeug kann aber auch an jede normale Steckdose angeschlossen werden.

Die Kosten für die “Tankfüllung„ sind ein deutliches Plus für E-Mobile. Legt man einen Strompreis von etwas mehr als 20 Cent je Kilowattstunde zugrunde, schlagen 100 gefahrene Kilometer mit 2,50 Euro zu buchen. Ein Auto, das fünf Liter Normalbenzin schluckt, verursacht für die gleiche Strecke Spritkosten von 7,50 Euro.

Mein Fazit: Das Elektromobil macht Spaß. Und große Kompromisse geht man auch nicht ein. Schon nach wenigen Minuten fühlt man sich wie in einem “richtigen" Auto. Und kann man es dann noch über Nacht zu Hause an die Steckdoseanschließen, braucht man sich nicht zu sorgen, dass den Stromern tags drauf der Saft ausgeht. Sabine Jakob