Mainz

Randalierer fliegen sofort raus

Aufgerüstet: Man kann nicht behaupten, dass an Fastnacht wenig Alkohol getrunken wird.
Aufgerüstet: Man kann nicht behaupten, dass an Fastnacht wenig Alkohol getrunken wird. Foto: Harry Braun

Mit energischem Auftreten will die Polizei Schlägereien und Krawall beim Rosenmontagszug im Keim ersticken.

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Mainz – Claus Colausich kennt den Rosenmontagszug seit 41 Jahren. Nicht etwa aus der Perspektive des Zuschauers, sondern aus der Polizisten.

1970 hatte er als junger Oberwachtmeister den Zug gesichert. Seit vier Jahren ist er für die gesamte Koordination des Polizeieinsatzes am höchsten Mainzer Feiertag verantwortlich und damit für den Einsatz von 800 Beamten. Und deren Job wird von Jahr zu Jahr härter.

Es sind vor allem jüngere Leute, die in Gruppen auftreten und nur eines im Sinn haben: Randale und Aggression. „Deshalb schauen wir schon im Vorfeld, wo sich etwas zusammenbraut und versuchen, handfeste Auseinandersetzungen erst gar nicht aufkommen zu lassen“, erklärt Colausich die Strategie. Gibt es doch genügend Leute, die meinen, an Fastnacht, insbesondere am Rosenmontag, sei das Recht außer Kraft gesetzt – außer dem Faustrecht.

Dass dem nicht so ist, haben der Polizeidirektor und seine Leute schon vor den tollen Tagen klar gemacht. 13 ihrer „Spezialisten“ haben regelrechtes Stadtverbot. Alles Leute, die jünger als 21 Jahre sind.

„Die kriegen von uns klar gesagt, wo sie hin dürfen, und wohin nicht“, sagt Colausich. „Wenn sie sich nicht daran halten, kommen sie direkt in Gewahrsam.“ Dieses besonders rabiate Klientel kommt nicht nur aus Mainz. Auch aus der Region Rüsselsheim/Wiesbaden reisen Krawallos an, um nach dem Zug Randale zu machen.

So ist die Zeit zwischen 11 und 16 Uhr für die Ordnungshüter gar nicht das große Problem. Erst danach wird es brenzlig, wenn bei der Rosenmondnacht zwischen Höfchen und Schillerplatz oder den anderen Brennpunkten am Malakoffpark und in der Holzhofstraße Partylaune in rabiaten Zoff umschlägt. Diese Bereiche werden die Beamten ganz besonders observieren, um potenzielle Schläger aus dem Verkehr zu ziehen.

Dabei setzt die Polizei ganz bewusst auf optische Einschüchterung. „Eine Uniform hat Wirkung“, weiß Colausich. „Mit Beamten in Zivil können sie an solchen Tagen nicht viel ausrichten.“

Der Rosenmontag ist für die Polizei der härteste Tag mit einer Präsenz, die von früh um 8 Uhr bis zum nächsten Morgen gegen 5 Uhr reicht. Wachsam sind die Beamten freilich am ganzen Fastnachtswochenende. Wer also heute oder morgen durch Randale oder Gewalttätigkeit auffällt, muss damit rechnen, für den Montag einen Platzverweis zu bekommen.

Trotz aller Appelle und dem konsequenten Auftreten der Polizei: Die Erfahrung lehrt, dass es auch diesmal wieder krachen wird. 118 Straftaten gab es am Rosenmontag 2010, davon 57 Körperverletzungen – fast die Hälfte aller Delikte. Aber auch Diebe und sogar Räuber nutzen den Massenandrang.Deshalb rät Colausich zur besonderen Vorsicht im Gewühl.

Unter dem Strich fühlt sich die Mainzer Polizei, die von Kollegen aus ganz Rheinland-Pfalz und aus Hessen unterstützt wird, aber gut gerüstet. Die Gespräche, die der Polizeidirektor und sein Einsatzplaner Mirko Konga mit den Organisatoren vom MCV, der Stadt, Feuerwehr und Rettungsdiensten geführt haben, waren „hervorragend und zielführend“, lobt Colausich insbesondere die neu formierte Zugleitung des MCV. „Da gab es schon andere Zeiten.“ Thomas K. Slotwinski