Brüssel

Parmesan und Olivenöl betroffen: Italien und Spanien laufen Sturm gegen US-Strafzölle

Von Annette Reuther, Emilio Rappold
US-Strafzölle auf Parmesan dürften die Exporte italienischer Produzenten ebenso bröseln lassen wie der Käse selbst.
US-Strafzölle auf Parmesan dürften die Exporte italienischer Produzenten ebenso bröseln lassen wie der Käse selbst. Foto: dpa

Parmesan ist nicht irgendein Käse, den man in kleinen Tütchen gerieben im Supermarkt kauft und dann auf seine Nudeln streut. Parmesan ist in Italien so etwas wie ein Heiligtum, seine Herstellung gleicht einer Religion. Er wird seit Jahrhunderten nach demselben Verfahren produziert. Nur ausgewählte Erzeuger in der Region um Parma, Modena, Reggio Emilia und Bologna dürfen die großen, goldenen Laibe herstellen. Doch Parmesan ist nicht bloß Identität und Nationalstolz. Er ist auch ein echter Exportschlager und – wie der gesamte Nahrungsmittelsektor in Italien – ein enormer Wirtschaftsfaktor.

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Umso schlimmer also, dass US-Präsident Donald Trump den König aller Käsesorten bedroht. Die angekündigten US-Strafzölle auf Importe aus Europa haben in Italien daher besondere Unruhe ausgelöst. Wegen der illegalen EU-Subventionen für den Flugzeugbauer Airbus wollen die USA auch auf die Käsesorten Parmigiano Reggiano und Grana Padano künftig einen Strafzoll von 25 Prozent erheben.

Statt wie bisher 2,15 Dollar soll auf das Kilo Parmesan nun 6 Dollar Zoll gezahlt werden, rechnet das Parmesan-Konsortium vor. Amerikaner müssten dann nicht mehr 40 Dollar pro Kilo zahlen, sondern 45 Dollar. Das entspricht etwa 41 Euro. Die Befürchtung ist, dass der Absatz in Amerika leidet. Denn die Vereinigten Staaten sind für den Verkauf von Parmesan immerhin der zweitwichtigste Exportmarkt Italiens: Pro Jahr werden rund 10.000 Tonnen Käse dorthin geliefert. Nur Frankreich kauft mit 11.000 Tonnen noch mehr.

„Wir sind verbittert, weil es ungerechtfertigt einen der stärksten Sektoren unserer Wirtschaft trifft“, erklärte Konsortiumschef Nicola Bertinelli. „Italien hat nichts mit Airbus zu tun und muss nun eine wirklich unsinnige Rechnung dafür zahlen.“ Betroffen sind neben Parmesan gekochter Schinken, Salami und Campari. Die italienische Regierung in Rom ist nun fest dazu entschlossen, ihr Nationalheiligtum zu verteidigen. Nicht ganz umsonst bekam US-Außenminister Mike Pompeo bei seinem Besuch diese Woche in Rom ein großes Stück Käse Grana d'Oro in die Hand gedrückt. Premierminister Giuseppe Conte erklärte, dass die Causa die maximale Aufmerksamkeit der Regierung verlangt, da die Zölle „uns sehr wehtun können“.

Bei einem „Parmigiano Day“ in Bologna protestierten unlängst Produzenten mit Kühen. In den vergangenen Wochen reisten Käsedelegationen in die USA, um das Unglück doch noch irgendwie abzuwenden.

Und statt den befürchteten 100 Prozent Strafzoll auf viele italienische Produkte sind es nun weit weniger. Außenminister Luigi Di Maio erklärte dann zuversichtlich: „Unser Schinken und unser Parmesan sind die Ferraris der Gastronomie. Sie sind die besten der Welt, und ich bin sicher, dass die Amerikaner Lust darauf haben, sie zu essen.“ „Gerettet“ sind daneben andere Champions der italienischen Küche: Parma-Schinken, Büffelmozzarella oder Prosecco. Auch italienischer Wein und italienisches Olivenöl blieben außen vor.

Anders dagegen in Spanien. Dort ist das heiß geliebte Aceite de Oliva betroffen. Das Olivenöl wird in Spanien vor allem in Andalusien produziert. Von den gut 400 Millionen Euro, die Spanien 2018 für den Export von Olivenöl in die USA kassierte, gingen 80 Prozent in die Region im Süden des Landes. Dort haben Olivenöl und Oliven traditionell eine riesige wirtschaftliche, aber auch soziale Bedeutung. Entsprechend groß war der andalusische Aufschrei nach Bekanntwerden der Nachricht von den US-Strafzöllen.

Die regionale Arbeitsministerin Rocío Blanco warnte, der erwartete starke Rückgang der Ausfuhren in die USA werde viele Unternehmen hart treffen und die Arbeitslosenrate, die dort bereits bei mehr als 21 Prozent liegt, weiter ansteigen lassen. „Ich weiß nicht, wie lange viele der betroffenen Firmen die Folgen aushalten können“, sagte sie. Rafael Pico, Geschäftsführer des Olivenöl-Exporteur-Verbandes Asoliva, drückt sich noch drastischer aus: „Ein Strafzoll von 25 Prozent haut viele aus dem Markt.“ Und Mariano Íñigo, Professor an der EAE Business School, sprach von einer „Katastrophe“.

Annette Reuther/Emilio Rappold