Frankfurt/Hahn

Nach Nachtflugverbot für Frankfurt: Hahn will Kapazität vervierfachen

Maschinen von Air Bridge Cargo sind während der Nachtflugbeschränkung in Frankfurt bereits regelmäßig auf dem Hahn abgefertigt worden.
 
 
 
 
Maschinen von Air Bridge Cargo sind während der Nachtflugbeschränkung in Frankfurt bereits regelmäßig auf dem Hahn abgefertigt worden.         Foto: Thomas Torkler

Das Nachtflugverbot für Frankfurt kommt für den Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn-GmbH nicht überraschend. Sowohl von der Flughafenleitung am Hahn wie von zahlreichen Landes- und Kommunalpolitikern wurde im Vorfeld der Entscheidung stets auf die Chancen verwiesen, die ein Nachtflugverbot in Frankfurt für den Hahn mit seiner 24-Stunden-Fluggenehmigung bedeutet.

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Flughafen Hahn – Dass das Oberverwaltungsgericht in Leipzig das Nachtflugverbot für Frankfurt bestätigt hat, kommt für den Geschäftsführer der Flughafen Frankfurt-Hahn-GmbH nicht überraschend: „Noch gibt es freie Kapazitäten. Fertige Pläne für eine Erweiterung liegen in der Schublade: Mit einem entsprechenden Ausbau besteht die Möglichkeit, das Gesamtgeschäft am Hahn mittelfristig zu vervierfachen“, so Schumacher.

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Von der Flughafenleitung am Hahn wie von Landes- und Kommunalpolitikern wurde im Vorfeld der Leipziger Entscheidung stets auf die Chancen verwiesen, die ein Nachtflugverbot in Frankfurt für den Hahn mit seiner 24-Stunden-Fluggenehmigung bietet. Am konkretesten kristallisierte sich bis jetzt heraus, dass die Fracht-Airline Air Bridge Cargo (ABC), die zur russischen Volga-Dnepr-Gruppe gehört, auf dem Hahn eine Basis einrichten wird.

Überflugrechte sichern ABD entscheidenden Vorteil

Die nach Lufthansa Cargo zweitgrößte Frachtfluggesellschaft in Frankfurt hat laut Handelsregister die auf dem Hahn beheimatete Air Cargo Germany (ACG) für 25 Millionen Euro zu 49 Prozent übernommen. Beide Gesellschaften verfügen durch die damit verbundenen Synergieeffekte über einen großen Wettbewerbsvorteil.

Mit der Anteilsübernahme erwirbt Air Bridge Cargo zudem die Überflugrechte der deutschen ACG und verschafft sich entscheidende Vorteile auf dem hart umkämpften internationalen Luftfahrtmarkt.

Verträge über Ansiedlung von Air Bridge Cargo unterschriftsreif

Wie aus Kreisen der rheinland-pfälzischen Landesregierung verlautet, sollen die Verträge über eine Ansiedlung von Air Bridge Cargo unterschriftsreif sein. Das wäre ein Meilenstein für den Hahn.

Bürgerinitiative gegen den Nachtflug erwartet keine Zuwächse

Ganz anderer Ansicht ist dagegen die Bürgerinitiative gegen den Nachtflug auf dem Hahn, die durch das Leipziger Urteil keine Abwanderungen von Frankfurt auf den Hahn erwartet. „Als in Frankfurt die Anzahl der Nachtflüge von 50 auf 17 reduziert wurde gab es keine Abwanderungen auf den Hahn, und als es auf dem Rhein-Main-Airport von 17 auf 0 ging ebenso wenig“, argumentiert Christiane Schenk aus Wehlen/Mosel, Sprecherin der Bürgerinitiative gegen den Nachtflug auf dem Hahn. „Deswegen geht die BI auch davon aus, dass auch nach dem Urteil in Leipzig nichts zum Hahn abwandert“, so Schenk.

Falls dies dennoch eintreten sollte, will die BI kämpferisch auftreten: „Hier leben genauso Menschen wie im Raum Frankfurt. Wenn dort Nachtflug mit Rücksicht auf die Gesundheit der Menschen verboten wird, so muss dies auch für die Bevölkerung im Hunsrück gelten. Mensch ist Mensch“, betont Christiane Schenk.

Und: „Wir können hier im Hinblick auf den Tourismus keine Nachtflüge brauchen und fordern ein striktes Nachtflugverbot. Für mich ist der Flughafen Hahn völlig sinnlos. Eine vernünftige Industrieansiedlung, die ja durch die erfolgte günstige Verkehrsanbindung möglich ist, wäre langfristig ein sinnvollerer Weg, Arbeitsplätze zu schaffen – Arbeitsplätze, die wesentlich weniger Hilfe durch Steuerzahlungen benötigten. Wir brauchen hier keinen Flughafen.“

Hahn: Bekräftigen unser Angebot, Frankfurt zu entlasten

Jörg Schumacher sagt dagegen: „Ich gehe davon aus, dass was von Frankfurt nach Hahn wandert. Man muss abwarten, wie die Kundschaft operativ mit dem Urteil umgeht.“ Entscheidend wird auch sein, was in den sogenannten Randzeiten um 5 Uhr früh und um 23 Uhr nachts in Frankfurt passiert. Schumacher: „Viele Fluggesellschaften in Frankfurt sind jetzt in der Situation, dass sie neue Lösungen finden und alternative Modelle entwickeln müssen. Wir bekräftigen daher unser Angebot, Frankfurt zu entlasten und Verkehre zu übernehmen. Gemeinsam sollte es möglich sein, für alle Beteiligten tragbare und nachhaltige Lösungen zu finden. Schon jetzt verknüpfen Fluggesellschaften, wie Aeroflot und Etihad Crystal Cargo, die Infrastruktur der benachbarten Standorte miteinander: So hat Aeroflot-Fracht seit zehn Jahren ihren Hub am Hahn, Passagierflüge hingegen werden über Frankfurt abgewickelt. Etihad nutzt für die Fracht seit 2007 die kurzen Wege am Hahn und befördert die Passagiere über Frankfurt/Main. „Diese Beispiele zeigen, dass sich beide Flughäfen sinnvoll ergänzen und ein Zusammenspiel möglich ist“, betont der Hahn-Geschäftsführer.

Allerdings schränkt Schumacher ein: „Es wird mit uns keine reine Verlagerung von Nachtflügen von Frankfurt nach Hahn geben. Wenn sich eine Airline auf dem Hahn niederlässt, muss das nachhaltig sein. Ein gesundes Verhältnis wäre es, wenn von zehn Flügen in der Woche zwei in der Nacht stattfinden.“ Thomas Torkler