MRZ-Kommentar: Thomas K. Slotwinski über Beutels Ehrenring

Kein Anlass für Schaulaufen

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Mainz – Die Sitzung des Stadtrates am Mittwoch hat in mehrfacher Hinsicht einen besonderen Charakter: Das Sparpaket wird beschlossen und damit erstmals seit Jahren ein nachhaltiger Versuch gestartet, der Schuldenkrise Herr zu werden. Der Start eines Sparmarathons, der so schmerzhaft wie unumgänglich ist.

Wie es mit dem viel zitierten Sparpaket weiter geht, wird einer der Initiatoren nur noch von außen verfolgen können: Jens Beutel leitet heute seine letzte Ratssitzung. Zum Jahresende geht der Oberbürgermeister in den Ruhestand. Nach 14 Jahren. Deshalb ist es nicht zu hoch gegriffen, von einer historischen Ratssitzung zu sprechen. Unabhängig all der Vorwürfe, die mit den Namen Ruanda oder Capri verbunden werden: Hier geht ein Vollblutpolitiker von der Ratsbühne. Einer, der schon vor seiner Wahl zum OB 25 Jahre politisch aktiv war.

Insofern hat Jens Beutel formal alle Kriterien erfüllt, um den Ehrenring zu erhalten. Aber auch moralisch?, fragen seine Kritiker zu Recht.

Unter dem Strich lautet die Antwort: ja. Beutel hat in 40 Jahren viel für Mainz geleistet. Es wäre vermessen, ihm aufrechtes wie dauerhaftes Engagement für die Stadt absprechen zu wollen.

Eigentlich hätte Beutel den Ehrenring am kommenden Montag bei seiner offiziellen Verabschiedung im Beisein von Ministerpräsident Beck und Kardinal Lehmann erhalten sollen. Dagegen hat sich die CDU gesperrt. Größe würde die Opposition zeigen, bliebe sie geschlossen im Saal. Die Auszeichnung eines, bei aller Kritik, verdienten Mannes, ist kein Anlass für politisches Schaulaufen.