Bad Tatzmannsdorf

Morgens Fango, abends Tango!

Die MRZ-Sportredakteure Reinhard Rehberg (links) und Jörg Schneider berichten vom Trainingslager der 05er in Bad Tatzmannsdorf.
Die MRZ-Sportredakteure Reinhard Rehberg (links) und Jörg Schneider berichten vom Trainingslager der 05er in Bad Tatzmannsdorf. Foto: Kurgast Kurt

Eine der wichtigsten Kur-Regeln, die es zu befolgen gilt, heißt: Morgens Fango, abends Tango! Nach den Anstrengungen des Tages in den diversen Gesundheits-Folterkammern darf natürlich der gesellschaftliche Aspekt im Kurbad nicht vernachlässigt werden. Im Tagebuch berichten die MRZ-Sportredakteure aus dem Trainingscamp von Mainz 05.

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Eine der wichtigsten Kur-Regeln, die es zu befolgen gilt, heißt: Morgens Fango, abends Tango! Nach den Anstrengungen des Tages in den diversen Gesundheits-Folterkammern darf natürlich der gesellschaftliche Aspekt im Kurbad nicht vernachlässigt werden.

Bad Tatzmannsdorf hat uns in dieser Hinsicht gleich am ersten Abend reichlich entschädigt. Wir haben uns gegen den Live-Musik-Abend mit prächtigem deutschen Schlagergut im Heurigengarten der „Krone“ entschieden, weil sich der Kollege nach längerer Enthaltsamkeit im Foxtrott nicht ganz sicher fühlt und es ihn ohnehin mehr zur Bühne am Hauptplatz gezogen hat.

Reinhard Rehberg, einer großer Freund des österreichischen Musikrepertoires mit dem Schwerpunkt auf Kompositionen aus der kuk-Monarchie und insbesondere des raschen Zwei-Vierteltaktes, hatte den ganzen Tag schon ungewohnt nervös dem Auftritt der örtlichen Blasmusik-Kapelle entgegengefiebert. Polka steht auf dem Programm, und Rehberg überlässt nur aus der ihm eigenen Höflichkeit dem akustisch nicht mehr ganz so sicheren Publikum die vorderen Plätze mit direktem Kontakt zum Musiker.

Gerne hätte sich der Mann die Tritsch-Tratsch-Polka von Johann Strauss (Sohn) gewünscht, doch dieser Höhepunkt bleibt ihm leider verwehrt, weil die Kapelle eher auf die traditionellen böhmischen Reprisen zu 8, 12 oder 16 Takten spezialisiert ist.

Dennoch ist der Kollege offensichtlich in seinem Element, genießt die schwungvolle Darbietung des Orchesters und glänzt darüber hinaus mit einem profunden Wissen über diverse Richtungen der gemeinen Polka und deren tänzerischer Umsetzung.

„Die Grundform“, so sein Exkurs in die Welt des beschwingten Rundtanzes, „ist eine Folge von Polkaschritten oder Wechselschritten (kurz-kurz-lang) mit Betonung auf dem ersten Kurzschritt, also abwechselnd auf dem linken und rechten Fuß.“

Selbstverständlich, wie soll’s sonst gehen? „So einfach ist das auch nicht“, geht’s weiter im Polka-Schnellkurs. „Ursprünglich nämlich“, doziert der Kollege, „wurde dieser Wechselschritt in Böhmen mit einem Hüpfer eingeleitet, in deutschen Gegenden mit einem Hüpfer abgeschlossen.“

Auf dem Nachhauseweg klingt vom Kronen-Tanzpavillon ein flotttes Roger-Whitacker-Potpourri herüber. „Viervierteltakt natürlich“, rufe ich dem Kollegen gelassen zu. „Wobei ein kompletter Grundschritt sechs Schläge und damit anderthalb Takte umfasst. Dadurch wird der Grundschritt auf den Takt bezogen zeitlich versetzt, wie es auch beim Abkömmling Discofox der Fall ist. Die Geschwindigkeit ist in einem weiten Rahmen möglich.“

Die daraufhin einsetzende, fast peinliche Sprachlosigkeit ist nur mit dem einen oder anderen gekühlten Viertel Gelber Muskateller aufzulösen. Jetzt braucht’s eine intensive Vorbereitung auf den Sonntag. Die Jazz Combo Hearts Mazua aus dem Südburgenland stellt sich vor. Wichtig: schnelle, genaue Fußarbeit und rhythmische Bewegungen. Das Bewegungszentrum ist das Becken.

Von Jörg Schneider