Mohamed versteht doch etwas von Fußball

Kein Teaser vorhanden

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Am Samstag, im Bundesligaspiel des S04 gegen den FSV Mainz 05 war schnell klar, dass man traditionellem Liedgut nicht alles glauben darf.

In der Veltins-Arena nämlich waren noch keine 15 Minuten gespielt, als die Gäste in Führung gingen – durch Mohamed Zidan. „Dafür haben wir ihn geholt“, kommentierte Christian Heidel den (dritten) Einstand des am Dienstag von Borussia Dortmund verpflichteten Stürmers im 05-Trikot. Zwar tue er sich schwer, „nach nur einem Spiel ein Fazit eines Wechsel zu ziehen“, sagte der Mainzer Manager. „Aber der Anfang war gut. So kann es weitergehen.“

Zidan selbst war zunächst einmal „sehr, sehr froh, überhaupt dabei zu sein“. In der Nacht zuvor von Magenproblemen und mehreren Brechattacken heimgesucht, stand der Einsatz des Ägypters mit deutschem Pass auf der Kippe. Doch der 30-Jährige wollte unbedingt spielen. Nicht nur, weil er seinem bisherigen BVB-Kapitän Sebastian Kehl einen Treffer gegen Schalke versprochen hatte...

Heidel: Er kennt unsere Spielweise

„Ich wollte ein Tor schießen, um zu zeigen, dass wir es schaffen“, sagte Zidan, nach der Partie, in der er einige Male sein fußballerisches Vermögen aufblitzen ließ, darüber hinaus aber auch aufopferungsvoll schuftete. Sein Pressingspiel, seine Arbeit nach hinten unterstrichen, „warum wir nur ihn haben wollten“, sagte Heidel. „Man muss ihm nicht erklären, wann und wie er zurücklaufen muss. Er kennt Mainz, und er kennt unsere Spielweise, weil die Dortmunder ähnlich spielen wie wir. Wenn auch leider auf einer anderen Qualitätsstufe...“ Dafür, dass Zidan gerade erst wieder in Mainz angekommen sei und eine sehr unruhige Nacht hinter sich habe, „hat er das heute richtig gut gemacht. Aber auch da ist noch Luft nach oben.“

Das ist wohl auch dem Heimkehrer selbst bewusst. In nächster Zeit müsse er hart arbeiten, erläuterte Zidan. Denn: „Ich habe eine große Möglichkeit, eine schöne Rolle in der Mannschaft zu spielen“ – und die will er nutzen. Nach seiner Kreuzbandverletzung und den langen Dortmunder Monaten ohne nennenswerte Spielzeiten (in der Vorrunde kam er auf zwei Bundesliga-Kurzeinsätze und ein Regionalligaspiel), will er jetzt wieder an die Form früherer Jahre anknüpfen.

Das 1:0 beim FC Schalke war das erste Bundesligator des ägyptischen Nationalspielers seit dem 13. März 2010; für die 05er hatte er zuletzt in seinem bis Samstag letzten Spiel als Mainzer getroffen, am 12. Mai 2007, beim 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach.

In der Veltins-Arena hätte nicht viel gefehlt, und Mohamed Zidan hätte einen weiteren Treffer draufgepackt. Zweimal verfehlte er mit Freistößen das Schalker Tor nur knapp; beim ersten Mal hatte Schlussmann Lars Unnerstall gegen den flach am Pfosten vorbeizischenden Ball gar nicht erst reagiert (14.), beim zweiten Mal streifte die Kugel knapp am oberen linken Winkel vorbei (50.). Eine vorherige Festlegung auf einen Schützen habe es nicht gegeben, erzählte er später. „Wir haben erst darüber gesprochen, als es so weit war. Ich habe gesagt, ich kann das machen, und die anderen haben mich gelassen. So ist es schön, mit den Kollegen zu arbeiten.“

Die Kollegen scheinen es nicht anders zu sehen. „Es macht Spaß mit ihm“, sagte Eugen Polanski. „Er kommt jeden Tag mit guter Laune in die Kabine, er ist sehr froh, in Mainz auf alte Bekannte zu treffen. Und wir haben heute gesehen, wie wertvoll er sein kann. Nicht nur wegen des Tores, sondern auch dadurch, wie er arbeitet.“

Der Opfer von Part Said gedacht

Unbeschwert waren die vergangenen Tage in Mainz für Zidan jedoch nicht verlaufen. Die Ausschreitungen nach einem Fußballspiel in seiner Heimatstadt Port Said am Mittwoch mit mehr als 70 Toten „waren ein Schock für mich“, sagte er am Samstag. „Ihnen widme ich mein Tor.“ Deshalb habe er nach dem Treffer in den Himmel geschaut. Den Opfern des Gewaltexzesses habe er damit sagen wollen, „dass sie in Gedanken immer bei uns bleiben werden. Und dass ich ihnen dort, wo sie jetzt sind, Frieden wünsche“. Peter H. Eisenhuth