Hinter den Kulissen: Am Ende übergibt Martin Stadelmaier auch den Tresor mit den Regierungsgeheimnissen

Neuneinhalb Jahre waren sie unzertrennlich: Ministerpräsident Kurt Beck und Martin Stadelmaier (beide SPD), der Chef der Staatskanzlei. Der schlacksige Sozialdemokrat gehörte zu den mächtigsten Männern im Land. Strippenzieher, graue Eminenz, Vordenker – Stadelmaier hafteten viele Etiketten an.

Lesezeit: 1 Minute
Anzeige

Seine Kritiker beklagten ein rigoroses Regiment in der Staatskanzlei, ein zuweilen beinhartes Vorgehen gegen alle und besonders jene, die sich dem Ministerpräsidenten und dessen Regierung politisch entgegenstellten. Seine Anhänger lobten seinen Fleiß und seine effiziente Art, die Machtmaschine Regierung auf Hochtouren zu halten. Am Ende musste der Chef der Staatskanzlei einen Tag vor dem Regierungschef sein Amt niederlegen. Das verlangt das Beamtenrecht, sonst hätte Jacqueline Kraege (SPD) das politische Machtzentrum nicht fristgerecht übernehmen können. An seinem letzten vollen Arbeitstag waren die Schränke schon ausgeräumt. Das geräumige Amtszimmer am Sitz des Ministerpräsidenten zeugte bereits von dem anstehenden Wechsel.

Als eine der letzten Amtshandlungen bekam die neue Herrin der Staatskanzlei die Kombinationen für die beiden Tresore, die sich hinter einer Schiebetür in der Wand befinden. Dort ruhen Regierungsgeheimnisse, zu denen nur ganz wenige Zugang haben. Jacqueline Kraege dürfte ein paar spannende Schriftstücke zu lesen bekommen. Martin Stadelmaier will nach seinem Abschied eine Auszeit nehmen. Ein neue Aufgabe ist noch nicht spruchreif, vielleicht nicht einmal in Sicht.
Der Sozialdemokrat bleibt in Mainz, will sich im Ortsverein Mainz-Bretzenheim engagieren und vielleicht mit seiner 1000er BMW eine Motorradtour durch Skandinavien machen. Konkretere Pläne hat der Chef der Staatskanzlei a. D. im Moment nicht. Beobachter rechnen damit, dass er in der Medienpolitik – seinem Steckenpferd – weiter eine wichtige Rolle spielen wird. Stadelmaier wurde bereits für mehrere Spitzenämter gehandelt. Jacqueline Kraege hat indes angekündigt, einen stark team- und dialogorientierten Führungsstil prägen zu wollen. In Abgrenzung zu ihrem Vorgänger? Diese Frage ließ sie unbeantwortet.

Von Dietmar Brück