Frankfurt

Freispruch: Frauennotrufe schlagen Alarm

Der Freispruch für Jörg Kachelmann löst laut dem Bundesverband deutscher Frauennotrufe Unsicherheit und Bitterkeit bei Vergewaltigungsopfern aus.

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Frankfurt – Der Freispruch für Jörg Kachelmann löst laut dem Bundesverband deutscher Frauennotrufe Unsicherheit und Bitterkeit bei Vergewaltigungsopfern aus. „Damit bestätigt sich die schlimmste Befürchtung von Frauen. Die Angst, dass man ihnen eine Vergewaltigung nicht glaubt“, sagte Gudrun Wörsdörfer vom Frauennotruf in Frankfurt.

Nur rund 5 Prozent der Frauen in Deutschland, die vergewaltigt werden, zeigen die Tat an, sagte Wörsdörfer weiter. Die Quote sei sogar rückläufig. Denn auch die Täter sagen oft zum Opfer: „Das glaubt dir sowieso keiner.“ Oder sie drohen im Falle einer Anzeige mit noch mehr Gewalt.

47 000 Frauen suchten im vergangenen Jahr bei den 157 Frauennotrufen und ihren Beratungsstellen in Deutschland Hilfe. Alle Altersgruppen und alle sozialen Schichten sind darunter, erläuterte Wörsdörfer für den Frauennotruf-Bundesverband.

Häufig würden Frauen von Männern vergewaltigt, die sie gut kennen. „Das ist besonders schrecklich, weil die Frauen nicht damit rechnen.“

Viele Opfer tun sich demnach mit einer Anzeige aber schwer, weil sie glauben, sich nicht richtig gewehrt zu haben. Viele suchen Schuld und Verantwortung für die Tat zuerst bei sich selbst. Mit einer Anzeige stellen Frauen klar, dass eine Vergewaltigung passiert ist und dass sie sexuelle Gewalt nicht wollen, sagte die Beraterin. „Oft geht es den Opfern gar nicht um Rache, Geld- oder Haftstrafen.“

Es gehe darum, ein Zeichen zu setzen – und manchmal auch darum, andere Frauen vor diesem Mann zu schützen. „Vergewaltigungsopfer sind oft sehr einsam nach einer solchen Tat, sie fallen in ein tiefes Loch“, so die Expertin. Denn selbst in ihrer Familie könnten sie nicht immer sicher sein, dass ihnen geglaubt wird.