Frankfurt-Hahn: Fracht im Steigflug

Immer weniger Billigflüge starten in Frankfurt-Hahn.
Immer weniger Billigflüge starten in Frankfurt-Hahn. Foto: dpa

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: weniger Passagiere, aber deutlich mehr Fracht. Der Flughafen Hahn erlebt ein durchwachsenes Jahr.

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Das Jahr beginnt für den Flughafen Hahn teuer: Mehrkosten werden für die Enteisung der Maschinen und das Freihalten der Start- und Landebahn fällig. Der harte Winter schlägt sich auch hart in der Kasse der Flughafen-GmbH nieder, denn die Schneepflüge und Enteisungsmaschinen sind deutlich häufiger im Einsatz.

So antwortet Hahn-Geschäftsführer Wolfgang Pollety im Frühjahr auf die Frage, wie es dem Hahn gehe, denn auch passend: „Wie bei der Wettervorhersage, jeden Tag anders.“ Zu dem Zeitpunkt hoffen die Geschäftsführung und die Landespolitiker bei der Prognose der Passagierzahlen für 2011 noch, dass am Ende des Jahres eine Drei vor dem Komma steht. Doch das Ziel wird nicht erreicht. Bei rund 2,8 Millionen wird sich die Anzahl der Passagiere einpendeln. Schuld daran ist Ryanair. Die irische Fluggesellschaft macht Ernst mit ihrer Ankündigung, wegen der Luftverkehrsabgabe die Zahl der Flugstrecken vom Hahn zu senken – ebenso die Zahl der im Hunsrück stationierten Boeing 737-800. Nur noch acht von zehn Maschinen haben auf dem Hahn ab dem Sommerflugplan ihre Heimbasis (plus eine Ersatzmaschine). Die Flugziele Bologna und Rimini in Italien, Faro in Portugal, Osiejek und Pula in Kroatien, Volos in Griechenland sowie Ibiza, Jerez, Reus, Santander in Spanien, ebenso Palma/Mallorca fallen weg. Seit Jahresbeginn ist die Verbindung nach Berlin Geschichte.

Acht Flugzeuge von Rynair sind derzeit auf dem Hahn stationiert – plus eine Ersatzmaschine
Acht Flugzeuge von Rynair sind derzeit auf dem Hahn stationiert – plus eine Ersatzmaschine
Foto: Werner Dupuis
Doch Ryanair steht zum Hahn. Chef Michael O'Leary nimmt dort eine Wartungshalle in Betrieb, in der ein Großteil der Ryanair-Flotte künftig gewartet wird. 25 Millionen Euro haben die Iren auf dem Hahn investiert, inklusive der Errichtung eines Schulungszentrums für die Pilotenausbildung. 200 Arbeitsplätze sollen dadurch entstehen. Ungemach droht allerdings durch die neue rot-grüne Landesregierung. Im Koalitionsvertrag bleiben die Nachtfluggenehmigung auf dem Hahn und der Hochmoselübergang zwar „heilige Kühe“. Doch die neue Wirtschaftsministerin Eveline Lemke ist dem Hahn deswegen noch lange nicht grün.

Der Ruf nach einem privaten Investor wird immer lauter, um das Land endlich von der Schuldenlast zu befreien. Als der Sprecher der Geschäftsführung, Jörg Schumacher, zusammen mit Kollegen aus der Führungsetage des Hahns die Übernahme von Hahn-Anteilen anbietet, schlägt man in Mainz allerdings nicht gleich ein, sondern behält sich eine sorgfältige Prüfung vor. Seit dem Drama um den Nürburgring sind die Genossen vorsichtiger geworden. Das Angebot steht nach wie vor.

Das Nachtflugverbot in Frankfurt wird Bewegung in die Sache bringen. Der Hahn steht als Alternative bereit, denn sein großes Pfund ist nicht die Billigfliegerei, die im abgelaufenen Jahr 13 Prozent Einbußen verzeichnet, sondern die Luftfracht. Hier weisen die Zahlen auch 2011 steil nach oben: 37,1 Prozent Steigerung sprechen eine deutliche Sprache. Und wenn auch nur ein Großkunde in absehbarer Zeit von Frankfurt auf den Hahn abwandert, würde dies Verluste in der Passage mehr als kompensieren.

Von unserem Redaktionsleiter Thomas Torkler

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