Berlin

Folgen des Flughafendebakels – Womit Passagiere und Verkehrsgesellschaften jetzt rechnen müssen

Die Lage auf der Großbaustelle des künftigen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg ist konfus. Eigentlich sollten nun die Vorbereitungen zur ohnehin verspäteten Eröffnung am 27. Oktober 2013 laufen.Doch vorerst sind alle Uhren angehalten.

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Warum sind die Pläne nun geplatzt?

Sechs Männer tragen die Verantwortung für das Projekt Hauptstadtflughafen:

Rainer Schwarz (56) ist Sprecher der Flughafen- Geschäftsführung. Er soll den Aufsichtsrat zu spät und unvollständig über die Probleme mit der Technik informiert haben.

Horst Amann (59), Technikchef und erfahrener Planer, wurde im August als Retter des Projekts nach Berlin geholt. Er versprach die Flughafeneröffnung im Oktober 2013.

Klaus Wowereit (59), Regierender Bürgermeister von Berlin (SPD), war bisher Vorsitzender des Flughafen-Aufsichtsrats. Ihm wird vorgeworfen, als Chefkontrolleur versagt zu haben.

Matthias Platzeck (59), brandenburgischer Ministerpräsident (SPD), steht als Stellvertreter Wowereits in der Kritik.

Peter Ramsauer (58), Bundesverkehrsminister (CSU), hat die Rolle des Aufklärers eingenommen. Seit Wochen verlangt er die Ablösung Schwarz'.

Rainer Bomba (48) ist Staatssekretär und Ramsauers Mann im Aufsichtsrat. Die Entscheidungen zu den Terminverschiebungen trug er ebenso mit wie die Erhöhung des Kostenrahmens um 1,2 Milliarden Euro.

Die Brandschutzanlage im zentralen Passagierterminal erweist sich wieder einmal als Schwachstelle des Milliardenprojekts. Das war den Planern auch bewusst, nachdem die komplizierte Technik schon seit Monaten nicht in den Griff zu bekommen ist. Die Probleme sind nun aber doch größer als angenommen.

Welche Folgen hat das Termindebakel für die Flughafenbaustelle?

Alle mühsam nachjustierten Zeitpläne sind vorerst Makulatur. Denn eigentlich sollten die Bauarbeiten bis Mai abgeschlossen sein. Doch dem Vernehmen nach fehlen nach wie vor Planungsunterlagen für die Entrauchungsanlage. Die Arbeiten konnten daher nicht wie geplant längst wieder hochgefahren werden.

Zur Investitionsruine soll das fast fertige Gebäude aber keinesfalls verkommen. Auch andere radikale Um- oder Neubauten sind nicht vorgesehen. Amann habe bestätigt, „dass er der festen Überzeugung ist, dass dieser Flughafen in seiner technischen Anlage fertigzustellen ist“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) am Montag.

Was kommt jetzt auf die Fluggesellschaften zu?

Besonders für die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin ist die neue Lage ein weiterer Tiefschlag. Der größte Kunde am künftigen Flughafen wollte dort ein Drehkreuz mit etlichen Umsteigeverbindungen aufziehen – und musste enttäuscht feststellen, dass die Pläne nun schon wieder in die Warteschleife müssen. Die Verschiebung „geht zulasten aller Fluggäste“, kommentierte das Unternehmen. Die Lufthansa wollte zunächst keine Einschätzung abgeben.

Was bedeutet die erneute Verschiebung für die Passagiere?

Millionen Reisende in der Hauptstadt müssen bis auf Weiteres mit Provisorien auskommen: den beiden bestehenden Berliner Flughäfen, die nun also noch länger in Betrieb bleiben. Dabei waren am ehemaligen DDR-Zentralflughafen Berlin-Schönefeld, wo vor allem Billigflieger starten, in Erwartung des Großflughafens schon Kioskstände abgebaut worden. Und der größte Hauptstadtflughafen Tegel, an dem vor allem Geschäftsreisende abheben, platzt schon jetzt aus allen Nähten. Air Berlin mahnte denn auch bei der Betreibergesellschaft an, dass dort alles getan werden müsse, um einen besseren Standard zu erreichen.

Von Sascha Meyer und Bernd Röder