Malberg

Film wird zum Nachruf: Die letzten Tage von Schäfer Thomas Stum

Er war mit seinem Traktor auf der B 49 unterwegs – und sollte nie wiederkommen: Auf tragische Weise kam der Malberger Schäfermeister Thomas Stum Ende Januar ums Leben. Am Montag, 10. März, sendet der SWR um 18.15 Uhr einen Film über den weithin bekannten Schäfer. Dass dieser Beitrag einmal eine Art Nachruf werden würde, war zu Beginn der Dreharbeiten nicht abzusehen.

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Filmemacher Thomas Diehl aus Burgschwalbach berichtet: „Eigentlich sollte es ein Film werden über den Wanderschäfer Thomas Stum – und Tim, seinen neuen, hoffnungsvollen Lehrling. Beide sind in diesem Winter zum ersten Mal gemeinsam auf der Walz. Aber es kam anders. Im Laufe unserer Dreharbeiten für “Mensch, Leute„ starb der Schäfermeister bei einem tragischen Unfall.“ Und so blickt der Film mit dem Wissen um den Tod eines der Protagonisten auf die letzten gemeinsamen Wochen eines außergewöhnlichen Teams: Tim und Thomas.

Wie Thomas Diehl erklärt, blickt der Beitrag auch zurück auf einen besonderen Menschen: „Thomas Stum – ein Schäfer, den wir seit fast zehn Jahren immer wieder mit der Kamera für zahlreiche Filme begleitet haben. Und ins Herz geschlossen haben.“ Der Filmemacher hat ihn im Lauf der Jahre gut kennengelernt und charakterisiert ihn so: „Er konnte aufbrausen, rumpoltern, übertreiben – aber er konnte auch zuhören, auffangen, Chancen geben, zurückrudern – und vor allem humorvoll sein. Ein beeindruckender Mann, der einen ganz besonderen Geist verbreitete – Menschen, die ihn trafen, hatten Spaß mit ihm, waren gern mit ihm zusammen.“

Keine Abschiedsgeschichte, sondern Abenteuergeschichte

Der Film zeigt Thomas Stum, wie er leibt und lebt – ungeschönt, unverklärt. Gleichzeitig schwingt – anders als ursprünglich geplant – mit, dass dies seine letzten Tage sind. Thomas Diehl betont aber, dass es keine traurige Abschiedsgeschichte geworden ist: „Es ist eine spannende Abenteuergeschichte mit beeindruckenden Bildern von einer fantastischen Landschaft, von unbarmherziger Natur und tollen Tieren: eine dramatische Geburt im Schneesturm, winzige Lämmer bei der Bachüberquerung, unbändige Hunde – und Lille, Thomas’ Lieblingstier: eine freche Ziege.“ Man sieht Thomas und Tim auf dem Weg vom Westerwald runter ins Siegtal – für Thomas Stum der letzte Winter – für Lehrling Tim der erste – als Wanderschäfer.

30 Jahre lang zog der Malberger Schäfermeister talwärts – von Weide zu Weide, um dem eisigen Wind und den schneebedeckten Wiesen seiner Heimat zu entkommen. Es war jedes Jahr eine ähnliche Route – aber auch jedes Jahr ein neues Abenteuer. „Wenn man mit 1500 Schafen unterwegs ist, passiert immer etwas Unvorhersehbares: Tiere büxen aus, werden krank, Straßen und Dörfer sind “im Weg„, das Wetter macht Kapriolen, es passieren Fehler und Missgeschicke“, erzählt Filmemacher Diehl. Für Tim, den 17-jährigen Lehrling von Thomas Stum, ist es trotzdem sein Traum: Wanderschäfer werden: „Man kommt rum, sieht immer was Neues, hat immer neue Herausforderungen, trifft Leute.“ Nicht jeder hält durch, wie Thomas Stum im Film erklärt: „Von zwölf, die angefangen haben, hat gerade mal einer durchgehalten. Die meisten haben falsche Vorstellung, manche sind auf der Suche nach einem entspannten Aussteigerleben.“

Der tödliche Unfall am 27. Januar auf der Bundesstrasse 49 bei Limburg.
Der tödliche Unfall am 27. Januar auf der Bundesstrasse 49 bei Limburg.
Foto: Sascha Ditscher

Genau das bietet der Schäferberuf aber nicht. Das Wohl der Schafe geht immer vor. Egal ob man friert, ob ein Schneesturm aufzieht – oder man sich abends mal was vorgenommen hat. Von Tim war der Meister angetan: „Tim hat Gespür für die Tiere – und er weiß, worauf es ankommt.“

Und dann kommt Thomas Stum am Ende des Films auch auf die Zukunft zu sprechen, die er so nicht mehr erleben sollte: „So in zehn Jahren, wenn wir auf die 60 zugehen, wollen wir uns ein Wohnmobil kaufen und mal ganz ungezwungen durch Europa reisen.“ Mit seiner Frau Anne hatte er sich höchstens eine Handvoll Urlaubstage pro Jahr gegönnt. Ein Fehler? mp