Berlin/Koblenz

Ein Vergleich: Wie steht es weltweit um die Pressefreiheit?

Eine Frau protestiert 2011 in Südafrika gegen neue Gesetze zum Umgang mit Staatsgeheimnissen.
Eine Frau protestiert 2011 in Südafrika gegen neue Gesetze zum Umgang mit Staatsgeheimnissen. Foto: dpa

Ein Blick in die Welt zeigt, dass es nicht in allen Ländern der Erde gleich gut um die Pressefreiheit bestellt ist. Reporter ohne Grenzen, eine international tätige Nichtregierungsorganisation (NGO), erstellt dazu jährlich eine Rangliste.

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Anhänger der Fethullah Gülen Bewegung protestieren gegen das Eindringen der Polizei in das Gebäude der Tageszeitung Zaman.
Anhänger der Fethullah Gülen Bewegung protestieren gegen das Eindringen der Polizei in das Gebäude der Tageszeitung Zaman.
Foto: dpa

Finnland führte die Liste im vergangenen Jahr mit Platz eins an, Eritrea war mit Platz 180 das Schlusslicht der Liste. Deutschland lag auf Platz zwölf, der Fall Böhmermann setzte die Diskussion um die Pressefreiheit jedoch kürzlich wieder in Gang.

In Ägypten werden immer wieder kritisch berichtende Journalisten weggesperrt. So auch der Fotojournalist Shawkan, der seit 2013 ohne Anklage und Prozess inhaftiert ist, weil er über gewalttätige Sicherheitskräfte bei Protesten in Kairo berichtet hatte. Ihm droht laut Amnesty International die Todesstrafe. In Mexiko wurde 2015 der regierungskritische Pressefotograf Rubén Espinosa mitten in Mexiko-Stadt erschossen. Das Land gilt als eines der gefährlichsten Länder weltweit für Journalisten. Seit Anfang des Jahres wurden bereits mindestens sechs Medienschaffende in Mexiko getötet.

In der Türkei stehen oppositionelle Veröffentlichungen immer mehr unter Druck. Im vergangenen Jahr etwa stürmte die Polizei die Redaktion der einst regierungskritischen Zeitung „Bugün“. Sie wurde unter staatliche Zwangsaufsicht gestellt, auf Regierungslinie gebracht und dann ganz eingestellt. Alleine wegen Beleidigung von Präsident Erdogan laufen laut Justizministerium rund 2000 Ermittlungen. Zuletzt bekam auch der deutsche Satiriker Jan Böhmermann Erdogans Klagefreude zu spüren.

Schlechte Bedingungen auch in einigen asiatischen Ländern

In einigen asiatischen Ländern werden Journalisten ebenfalls in ihrer Arbeit eingeschränkt. China gehört zu den Ländern mit den schlechtesten Arbeitsbedingungen für Journalisten. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen saßen 2015 über 100 Journalisten und Blogger im Gefängnis – mehr als in jedem anderen Land der Welt. Reporter dürfen nicht mehr außerhalb ihrer Provinzen oder Regionen recherchieren.

In Singapur reguliert der autoritäre Stadtstaat die 16 Zeitungen im Land über Lizenzen, die entzogen werden können. Er redet bei der Besetzung der Chefredakteursposten mit. Im März wurde eine Frau zu zehn Monaten Haft verurteilt, weil sie auf ihrem auch von Regierungsgegnern genutzten Portal „The Real Singapore“ nach Auffassung der Ankläger mit reißerischen Berichten die Harmonie unter den verschiedenen Ethnien im Land gefährdete.

Neue Gesetze verbieten in Malaysia neuerdings Kritik an der gegen Korruptionsvorwürfe kämpfenden Regierung. Die Behörden haben das kritische Nachrichtenportal „Malaysian Insider“ geschlossen und den „Sarawak Report“ monatelang blockiert. Büros sind durchsucht, Journalisten festgenommen worden. In Thailand sind seit dem Militärputsch im Mai 2014 Dutzende Reporter teils tagelang in Militärgewahrsam gekommen. Putschführer Prayuth Chan-ocha droht, Sender und Zeitungen zu schließen, die kritisch berichten. „Er will, dass die Medien die Militärdiktatur unterstützen“, so eines der Opfer, der prominente Journalist Pravit Rojanaphruk.

In Indien, der größten Demokratie der Welt, fühlen sich Journalisten seit der Machtübernahme des Hindu-Nationalisten Narendra Modi 2014 immer unsicherer. Die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden wächst. Wer die Arbeit der Regierung kritisiert, muss mit Drohanrufen oder tätlichen Angriffen rechnen.

Rangliste der Pressefreiheit 2015 von Reporter ohne Grenzen

dpa/cbr