Drei Projekte, die Manuel Höferlin (FDP) als Digitalminister sofort starten würde

Manuel Höferlin
Manuel Höferlin Foto: Christian Kuhlmann (CC-BY 4.0)

Die Digitalisierung geht Manuel Höferlin (FDP) zu langsam voran. Doch wo würde er ansetzen, wenn er tatsächlich Digitalminister wäre? Der Bundestagsabgeordnete nennt drei Projekte, die seiner Meinung nach sofort umgesetzt werden müssten.

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1 „Eigentlich ist es erbärmlich, dass wir immer noch darüber sprechen müssen“, sagt er. „Aber natürlich fehlt uns in vielen Bereichen noch die digitale Infrastruktur.“ Deshalb hätten für einen möglichen Digitalminister auch die ziemlich analogen Fragen nach Breitband-, 4G- und 5G-Ausbau Vorrang. Dazu kommen andere physische Baustellen wie Rechenzentren. „Ohne diese Grundlage müssen wir andere Dinge gar nicht diskutieren“, sagt er. Viele der erträumten Errungenschaften wie Landwirtschaft oder Industrie 4.0 sowie autonomes Fahren hängen massiv an der (mobilen) Netzqualität.

2 „Als ersten Schritt einer echten digitalen Transformation sollte man ein schnelles E-Government angehen“, sagt Höferlin. Was er darunter versteht? Sämtliche Dienstleistungen zwischen Staat und Bürger sollen auf digitalem Weg erbracht werden. Ummelden? Online. Antrag für einen Personalausweis? Einige Klicks genügen. „Gerade auch für Unternehmen besteht hier ein ganz großes Potenzial“, sagt der Liberale. Förderanträge, Genehmigungen und, und, und ... „Der Aufwand für einen Gründer ist sowieso irrwitzig. Dann kommt noch dazu, dass er für jede Kleinigkeit aufs Amt rennen muss. Wir leben noch immer im Zeitalter von staubigen Amtsstuben.“ Doch es gibt ein grundlegendes Problem, dass dieses Szenario noch unrealistisch macht: Aktuell sind nicht einmal verschiedene Behörden ausreichend miteinander vernetzt. „Dabei geht es nicht darum, dass alle dasselbe Computersystem haben“, sagt Höferlin. Ein Datenaustausch und die Zusammenarbeit müsse aber möglich sein.

3 Hier ist die Steuerungsmöglichkeit der Politik begrenzt. „Unser Mittelstand transformiert nicht schnell genug“, sagt Höferlin. „Dort muss sich das Mindset ändern“ – also die Denkweise. Was meint er konkret? Viele deutsche Unternehmer sind Weltmarktführer. Die Auftragsbücher sind voll, die Mitarbeiter stehen unter Druck. „Deshalb machen sie sich im Augenblick kaum Gedanken, wie ihre Zukunft aussieht“, sagt der 46-Jährige. Seine Befürchtung: Aus den „Hidden Champions“, die die weltweite Konkurrenz lässig abhängen, könnten Zulieferer in einer langen Produktionskette werden. Plötzlich wären sie abhängig von Unternehmensentscheidungen in den USA oder China. „Dort fände dann auch die Wertschöpfung statt“, sagt Höferlin, der auch vor einer möglichen Rezession warnt. Um gegenzusteuern, möchte er deshalb die Idee der digitalen Hubs (wie den Mainzer Gutenberg Hub) fördern. Dort treffen Mittelständler und Start-ups aufeinander. „Die einen haben das Know-how und die Kunden. Die anderen Ideen, wie man auch im digitalen Markt Geld verdienen kann. Ihnen fehlt aber der Kundenkontakt“, sagt er. „Man muss sie zusammenführen. Das kann dort ideal gelingen.“ Im Augenblick beobachtet er allerdings, dass sich in den Hubs vor allem Firmen engagieren, die ohnehin an ihrer Digitalstrategie arbeiten. In Aachen allerdings ist der Süßwarenhersteller Zentis am Hub beteiligt. „Ich habe mich gefragt, warum?“, gesteht Höferlin. „Und das ist auch die Antwort: Niemand weiß, wie Zentis einmal digitale Wertschöpfung erreichen kann. Aber dort soll eine Idee entwickelt werden.“ Natürlich gibt es auch im Land erfolgreiche Modelle. Typisch rheinland-pfälzisch ist beispielsweise Vicampo. Die Geschäftsführer des rheinhessischen Start-ups, Felix Gärtner und Max Gärtner sowie Daniel Nitz, haben eine digitale Vertriebsplattform für Winzer geschaffen. Sie ermöglichen Produzenten mit kleineren Flächen den Zugang zu einem großen Markt, den sie wegen ihrer geringen Mengenproduktion sonst nicht erreichen, übernehmen zudem das Marketing. Bei ausländischen Weinen organisieren sie Lagerflächen und den Versand. zca

Manuel Höferlin ist in Paris geboren und in Harxheim bei Mainz aufgewachsen. Er ist Mitglied des Deutschen Bundestags und Obmann der FDP-Fraktion im Ausschuss Digitale Agenda. Seit 2017 ist er unter anderem auch Vorsitzendes des FDP-Kreisverbandes Mainz-Bingen.