Mainz

Dicke Brummer über Rheinhessen

Tonfigur eines Schlafwandlers auf Hausdach
Das Thema Fluglärm spaltet die Gemüter. Foto: Frank Rumpenhorst/Archiv

Neuer Schock für Mainz und Rheinhessen. Seit gestern starten auch die großen Flieger über die Bewohner.

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Mainz/Rheinhessen – Donnerstag, 20. September, 15.30 Uhr: In knapp 1750 Meter Höhe über dem Rhein passiert Flug 506 der Korean Air Cargo Bodenheim und Laubenheim. Die hellblau gestrichene mächtige Boeing 747-4B5F ist weder zu übersehen noch zu überhören. Und sie ist nur eine von rund 60 Maschinen der sogenannten „heavy“-Klasse, die gestern erstmals auf der Südumfliegung unterwegs sein durften. Bis dahin waren die als „Tabum neu“ und „Masir neu“ bezeichneten Abflugstrecken kleinen bis mittelgroßen Fliegern vorbehalten, von denen bei Westwindlage durchschnittlich 130 täglich die beiden Routen nutzen.

Mit den „heavys“ (Airbus A380, A340, A330, Boeing 747-400 und 747-8 sowie die dreistrahlige MD11) kommen nicht nur zusätzliche Flugbewegungen in den Mainzer und den rheinhessischen Luftraum, auch die Lärmbelastung nimmt hörbar zu. Beobachtungen mithilfe des im Internet kostenlos nutzbaren „Flightradar24“, das eine Live-Verfolgung nahezu aller Flüge ermöglicht, machten gestern deutlich, dass die schweren Maschinen beim Überqueren des Rheins in Höhe von Oppenheim/Nierstein/Bodenheim im Mittel 1600 Meter hoch fliegen, auf der Route „Tabum neu“ nach Norden Mainz in knapp 1700 Meter Höhe erreichen und auf „Masir neu“ (etwa über Nieder-Olm, Stadecken-Elsheim, Wackernheim) den Rhein in einer Flughöhe von rund 2300 Metern wieder erreichen. Die Höhen können allerdings variieren, je nach Zuladung, Wetter und Triebwerksausstattung der großen Flugzeuge. Für die ohnehin vom Fluglärm geplagten Menschen in Mainz und Rheinhessen ist die zusätzliche Belastung weit mehr als ein Ärgernis. Alle Bemühungen von Bürgerinitiativen, Bürgermeistern, Landräten und anderen Politikern, die weitere Verlärmung zu verhindern, fruchteten bisher nicht. So erneuerte der Mainz-Binger Landrat Claus Schick gestern auch die Forderung des Kreises nach einer gerechteren Verteilung des Fluglärms und nach einem Nachtflugverbot. „Rheinhessen darf nicht allein die Hauptlast tragen“, sagte er – auch vor dem Hintergrund, dass die Lufthansa am Frankfurter Flughafen ein neues Logistikzentrum bauen wird. Frankfurt bleibe trotz des Nachtflugverbots das zentrale Drehkreuz für das Frachtgeschäft im Lufthansa-Konzern, betonte Lufthansa-Vorstandschef Christoph Franz. Wenn das neue Logistikzentrum 2018 fertig ist, so fürchten viele Rheinhessen, drohe eine weitere Zunahme von Starts- und Landungen auch in den Tagesrandbereichen.

Die neue Routenbelegung entlastet Kommunen nordwestlich und nördlich des Flughafens. Dort verbleiben durchschnittlich 30 Abflüge pro Tag.

Von unserem Redakteur

Helmut Oesterwinter