Der „Hitler von Köln“ steigt aus – 30-Jähriger sieht sein Leben in einer Sackgasse

Koblenz/Köln Als „Hitler von Köln“ wurde er bundesweit bekannt. Jetzt aber will Axel Reitz (30) sein Leben als rechtsradikaler Aktivist beenden. Sein Anwalt erklärte für ihn im Neonaziprozess vor dem Landgericht Koblenz: „Ich habe mich komplett aus dem aktiven politischen Leben zurückgezogen und werde dieses auch nicht wiederaufnehmen.“

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Er habe sich in eine „politische und persönliche Sackgasse“ manövriert, hieß es in der Erklärung, die unserer Zeitung vorliegt. Reitz war nach eigenen Angaben seit seinem 13. Lebensjahr politisch aktiv, erst in der Jungen Union, später in der NPD. Er war Mitbegründer der Kölner „Kameradschaft Walter Spangenberg“, die seit 2012 verboten ist. Über seinen Ausstieg aus der Neonaziszene gab es seit Monaten Gerüchte.

Reitz ist einer der 26 Angeklagten im Mammutprozess um das Aktionsbüro Mittelrhein. Vor Gericht erscheint er gern in der Garderobe eines Geschäftsmannes, in Anzug und Krawatte, mit Mantel und Hut. Während der Verhandlung schmökert er meist in Büchern oder döst mit dem Kopf auf der Tischplatte.

Im Prozess verurteilte Reitz das Massaker des Norwegers Anders Breivik, bei dem 2011 insgesamt 77 Menschen starben – zugleich gab er einen Einblick in die ultrarechte Szene. Hintergrund: Der wohl wichtigste Zeuge im Prozess, ein Ex-Mitglied (27) des Aktionsbüros, hatte behauptet, einige Angeklagte hätten bei einem NPD-Treffen Sympathien für das Breivik-Massaker geäußert. Denn die Opfer seien Sozialdemokraten gewesen, damit habe es die Richtigen getroffen.

Davon distanzierte sich Reitz. Er sprach von einer „abscheulichen Bluttat“ eines „anscheinend mental gestörten, ultrakonservativen, xenophoben und philosemitischen Freimaurers“. Die Morde seien „in den Reihen national denkender Deutscher bis auf ganz wenige Ausnahmen auf einhellige Ablehnung gestoßen“.

haw