Heidesheim

Das Ladensterben bereitet Bürgern Sorgen

Annerose Schmelzer ist Ur-Heidesheimerin, schon ihre Oma lebte hier. Sie wohnt gern im Dorf, bedauert aber, dass die Einkaufsmöglichkeiten immer schlechter werden und jetzt noch Schlecker zugemacht hat. "Ich will doch nicht nach Ingelheim zum Einkaufen fahren", sagt sie." Foto: A. Seibert
Annerose Schmelzer ist Ur-Heidesheimerin, schon ihre Oma lebte hier. Sie wohnt gern im Dorf, bedauert aber, dass die Einkaufsmöglichkeiten immer schlechter werden und jetzt noch Schlecker zugemacht hat. "Ich will doch nicht nach Ingelheim zum Einkaufen fahren", sagt sie." Foto: A. Seibert

Noch beurteilen die Heidesheimer die Lebensqualität im Dorf des Spargels, des Obstes und des Weins recht positiv. Im Ortskern von Heidesheim, dort wo die Binger- auf die die Mainzer Straße trifft, blickt jedoch mancher Bürger auch sorgenvoll in die Zukunft.

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Heidesheim – Noch beurteilen die Heidesheimer die Lebensqualität im Dorf des Spargels, des Obstes und des Weins recht positiv.

Im Ortskern von Heidesheim, dort wo die Binger- auf die die Mainzer Straße trifft, blickt jedoch mancher Bürger auch sorgenvoll in die Zukunft. Der Grund: Das Sterben der Geschäfte im Ort. Vor ein paar Tagen hat der „Schlecker“ seine Filiale in der Honigstraße geschlossen. Wer hier Fotos bestellt hat, könne sie in der Filiale in Budenheim abholen, verkündet ein Zettel. Weniger Meter weiter, an der Mainzer Straße, hängt an der Tür zum Schreibwarengeschäft die Nachricht: „Der Laden bleibt ab 1. April für immer geschlossen“.

Auch über dem „Knusperhäuschen“ der Firma Berg (Ecke Bleich-/Mainzer Straße) das Brötchen und Backwaren verkauft, hängt das Damoklesschwert. „Mit den Angeboten der Discounter, die ihre Backwaren billiger anbietet, können wir auf lange Sicht nicht mithalten“, sagten die Inhaber auf MRZ-Nachfrage. Noch sei nichts beschlossen, aber das Familienunternehmen aus Gonsenheim erwägt die Schließung der Filiale in Heidesheim.

Schlecker-Schließung trifft die Heisesheimer besonders

Vor allem mit der Schließung von Schlecker fällt insbesondere für ältere Bürger aus Heidesheim ein wichtiger Versorgungspunkt weg. Das ergab eine spontane Umfrage der MRZ im Ort. Drogeriewaren wie Erkältungstees, Vitamintabletten oder Inkontinenzartikel konnten sie in dem Discounter günstiger bekommen, als in einer Apotheke.

Dass sich das Bekleidungsgeschäft von Bärbel Schubert-Dörrmann in der Mainzer Straße am Leben hält, erklärt die Inhaberin zum einen mit der günstigen Lage. Es steht neben einer Bank und vor einer Bushaltestelle im Zentrum des Ortes. Aber auch mit ihrem eigenen Kundenbetreuungskonzept. „Anders als in einer Stadt, ist hier die Kundin keine Nummer. Ich kenne sie mit Namen.“ Sie wisse außerdem um die Konfektionsgrößen ihrer Kunden und das, was diese – im übertragenen Sinne – im Schrank haben. „Ich stimme meine Bestellungen sehr oft darauf ab.“ Auch die absolute Ehrlichkeit erhält ihr die Kundschaft. Nur das, was wirklich passt, wird verkauft. Doch auch Schubert-Dörrmann betrachtet die Entwicklung mit gemischten Gefühlen. „Jeder Laden, der im Ort schließt, zieht auch die Leute weg.“ Nicht einmal einen Lippenstift könnten sich die Frauen in Heidesheim kaufen. „Höchstens in der Apotheke.“ Wovon es in Heidesheim gleich drei gibt. Als Edeka aus der Ortsmitte vor einigen Jahren weg zog, habe dieser schleichende Prozess eingesetzt.

Nicht so schwarz sieht eine andere Passantin die Situation. Zum Glück gebe es den „Treff 3000“, den Lebensmitteldiscounter in der Uferstraße. Zuletzt habe er gar das Sortiment ausgeweitet. Auch die drei Bäckereien und zwei Metzgereien versorgen die Heidesheimer mit Produkten, die von den Befragten für ihre Qualität gelobt werden. Unter anderem von Carola Meertens aus Wackernheim., die gerne zum Einkaufen in den Nachbarort fährt. Sie schätzt zudem „die gute ärztliche Versorgung“. „Auch ein Blumenladen ist da“, freut sie sich. Noch muss etwa in Heidesheim nicht wie beispielsweise in Harxheim die Gemeinde einen Bürgerbus für die Fahrten zum Einkaufen anbieten. Gregor Starosczyk-Gerlach