Bundesliga-Rückrunde startet heute: Viele Neue, viele Fragen

Die Rückrunde vor der Brust, Startrainer Josep Guardiola (hinten) im Sinn: die „Neuen“ Michael Wiesinger (Nürnberg), Nuri Sahin (Dortmund), Dieter Hecking, Ivan Perisic (beide Wolfsburg), Jens Keller (Schalke) und Marco Kurz (Hoffenheim, von links).
Die Rückrunde vor der Brust, Startrainer Josep Guardiola (hinten) im Sinn: die „Neuen“ Michael Wiesinger (Nürnberg), Nuri Sahin (Dortmund), Dieter Hecking, Ivan Perisic (beide Wolfsburg), Jens Keller (Schalke) und Marco Kurz (Hoffenheim, von links). Foto: Illustration: Sv

32 Kalendertage ohne rechten Sinn, sieht man mal von jeder Menge Feiertagen, Geschenken und Vorsätzen ab, sind aus Sicht der Fußball-Fans Vergangenheit. Jetzt rollt in der deutschen Eliteklasse der Ball, ab heute, 20.30 Uhr, ist wieder Bundesliga. Aber was bringt die Rückrunde der 50. Spielzeit? Ein kleiner Streifzug durch Klubs, Kader und Konstellationen.

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Nun, zunächst einmal ist ein Mann omnipräsent, der noch gar nicht richtig da ist: Josep „Pep“ Guardiola, der „Wunder-Trainer“, die „lebende Legende“ und „Königslösung“, wie allenthalben zu lesen und hören war. Der ehemalige Coach des FC Barcelona wird zwar erst vom Sommer an die Bundesliga bereichern, der 41-Jährige wird jedoch bis dahin ständig Thema sein – egal, ob der FC Bayern unter Jupp Heynckes gewinnt (mögliche Schlagzeile: „Es geht auch ohne Pep.“), verliert („Ein bisschen mehr Pep, bitte!“) oder unentschieden spielt („Jupp, mach' den Pep!“). Aber wir wollten ja über die Rückrunde sprechen.

Mailand oder Madrid?

Die Bundesliga – auch die letzten Zweifler werden es zugeben – muss sich längst nicht mehr hinter der Konkurrenz aus Spanien, Italien oder England verstecken. Attraktivität und Glamourfaktor reichen locker aus, dass so ein Startrainer wie Guardiola den FC Bayern dem FC Chelsea, AC Mailand oder Paris St. Germain vorzieht. Aber jetzt sind wir ja schon wieder beim Noch-Nicht-Bayern-Trainer. Nicht nur ihm, auch anderen namhaften Fußballgrößen gefällt es in Deutschland augenscheinlich besser als anderswo. Nuri Sahin etwa fühlt sich in Dortmund wohler als in Madrid und Liverpool, ganz zur Freude von Borussen-Trainer Jürgen Klopp, der sich im gewohnten Superlativ-Duktus über eine „brutal überragende“ Rückrunde freuen dürfte. Doch auch der ehrgeizige Coach weiß – und das hat er nun wirklich so gesagt: „Wenn die Bayern sich nicht selbst auflösen sollten, dürfte ihnen die Meisterschaft nicht mehr zu nehmen sein.“

Was soll einen dann noch groß interessieren an dieser Rückrunde? Der Meister (Bayern) steht fest, die direkten Absteiger (Augsburg, Fürth) so gut wie, und der Rest keilt weiter, so gut es eben geht. Halt, widerspricht da der oberste Fußball-Boss im Land. „Das wird sicher kein Langeweiler werden“, ist sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach sicher. „Da ist so viel Action drin in der Bundesliga.“

Wohl wahr, es gibt viele Fragen, bei deren Suche nach einer Antwort es spannend oder zumindest unterhaltsam werden dürfte. Wie schlagen sich zum Beispiel die vier neuen Trainer der Liga – Jens Keller auf Schalke, Marco Kurz in Hoffenheim, Dieter Hecking in Wolfsburg und Michael Wiesinger beim „Club“ aus Nürnberg? Wer von ihnen wird sich bald wieder einen neuen Klub suchen dürfen? Etwa Schalkes Keller, der vor dem Auftakt heute gegen Hannover (20.30 Uhr, ARD) tapfer von einer „positiven Vorbereitung“ berichtet, garniert mit einem 0:5 im Test gegen die Bayern und zahlreichen Verletzungen seiner Leistungsträger?

Abseits des königsblauen Schlingerkurses tun sich weitere Fragen im Liga-Kontext auf: Wie bereitet sich Leverkusen auf den x-ten Vizetitel vor? Wie verkraften die Bayer-Elf sowie die anderen deutschen Europa-League-Sechzehntelfinalisten Hannover 96, Borussia Mönchengladbach und VfB Stuttgart die Doppelbelastung? Werden die Überraschungsteams aus Frankfurt, Freiburg und Mainz weiterhin mit kleinem Geld und großem Sachverstand weit mehr als Mittelmaß sein? Und wie steht es eigentlich um die Ehe der van der Vaarts? Beim Hamburger SV wäre es durchaus mal angebracht, sich mit sportlichen Dingen wie dem dürftigen zehnten Tabellenplatz zu beschäftigen.

Nach einer 13 Jahre andauernden und harmonischen Zweckgemeinschaft beginnt hingegen beim Nordrivalen in Bremen endgültig die Ära nach Klaus Allofs. Der neue Manager des VfL hat indes in Wolfsburg noch genug damit zu tun, die Heerscharen von Spielern, Busfahrern und Zeugwarten, die Vorgänger Felix Magath eingestellt hat, sinnvoll im Vereinsleben unterzubringen. Und für Stürmer Andrej Woronin sucht Düsseldorfs Trainer Norbert Meier noch eine ausfüllende Beschäftigung. Als hilfreicher Torjäger im Abstiegskampf hat sich der Ukrainer in der Hinrunde schließlich weniger aufgedrängt denn als Discogänger und Dauerpatient.

Guardiolas Gedanken

So hat jeder der 18 Klubs seine Vorhaben und Ziele für die Rückrunde (plus die in DFB- und Europapokal). Und danach darf, nach kurzer Sommerpause, der neue Star und Heilsbringer der Liga ans Werk: Josep Guardiola, genannt Pep. Eine Kostprobe seiner Gedanken vorab gefällig? „Ich werde versuchen, das zu tun, was ich als Spieler getan habe, woran ich glaube und was ich als Trainer praktiziert habe“, ließ Guardiola wissen und konkretisierte: „So gut wie möglich angreifen, den Ball erobern und ihn zwischen den Spielern kreisen lassen, die das gleiche Trikot tragen.“ Das ein oder andere Tor wäre natürlich auch nicht schlecht. Ob das Ganze auch bei den Bayern möglich und erfolgreich ist, wird sich zeigen. Aber um darüber nachzudenken, ist ja noch Zeit: 17 Bundesliga-Spieltage lang.

Von unserem Redakteur Jochen Dick