Bendorf

Bendorfer Toilettenaffäre: Opfer fühlen sich doppelt missbraucht

Symbolfoto
Symbolfoto Foto: Damian Morcinek

Sie wollen wieder zurück zur Normalität, die Tat endlich vergessen und ihren inneren Frieden finden. Ihr Kollege hat ihr Vertrauen missbraucht und sie heimlich auf einer Damentoilette in der Bendorfer Stadtverwaltung gefilmt, doch sie kommen gar nicht dazu, das Geschehen sacken zu lassen.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

„Es verletzt uns, dass wir zum Spielball der Politik geworden sind„, erklärt eines der Opfer im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie ist der Auffassung, dass ihr Schicksal und das ihrer Kolleginnen von einigen Fraktionen im Stadtrat dazu genutzt wird, um einen vorgezogenen Wahlkampf zu betreiben und Bürgermeister Michael Syré zu kritisieren.

„Man setzt uns öffentlich unter Druck. Fast jeden Tag werden wir mit der Tat konfrontiert und können nicht damit abschließen“, kritisiert die Mitarbeiterin der Stadtverwaltung. Obwohl öffentlich nie die Namen der Opfer fielen, sickerten sie durch. Einige der Frauen wurden bereits auf der Straße angesprochen und in Gespräche verwickelt.

„Wir wollen kein Diskussionsthema am Stammtisch oder im Internet bei Facebook sein, wir wollen uns vor niemand rechtfertigen müssen, wir wollen nur unsere Ruhe. Wir haben nichts getan, wir sind die Opfer„, sagt die Frau, die auch für die anderen betroffenen Kolleginnen spricht.

Die Mitarbeiterin möchte nicht über die Tat als solche reden. Ihre Gefühle, ihre ersten Gedanken, nachdem sie erfuhr, dass ein Kollege sie heimlich auf der Toilette filmte – all das ist ihr zu privat und soll nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten werden. „Das kann man sowieso nicht erklären, das muss man am eigenen Leib erlebt haben“, erläutert sie.

Während Bürgermeister Michael Syré für sein Krisenmanagement bei der Toilettenaffäre viel Kritik erntete und weiterhin auch einstecken muss, nimmt die betroffene Mitarbeiterin den Stadtchef in Schutz: „Auf uns wurde kein Druck ausgeübt, und es wurde auch nichts unter den Teppich gekehrt. Der Bürgermeister hat das Thema klein gehalten, um uns zu schützen. Das war definitiv der richtige Weg.„

Es gab sogar ein Gespräch zwischen dem Täter und seinen Opfern, bei dem sich der Mann entschuldigte. „Er wollte uns nicht beeinflussen, sondern hatte auch Verständnis dafür, wenn jemand einen Strafantrag stellen wollten“, erzählt die Frau. An dem Gerücht, dass eine Mitarbeiterin des Rathauses die Opfer dazu bewegen wollte, dem Täter zu verzeihen, statt Anzeige zu erstatten, sei nichts dran. „Wir haben viel über die Tat gesprochen, aber uns hat zu keiner Zeit jemand unter Druck gesetzt."

Von unserem Reporter Christian Weihrauch