Becherbach evakuiert: Sprengung der hochexplosiven Substanz jetzt für Samstag, 17.45 Uhr, geplant

Die 500 Einwohner kleine Gemeinde Becherbach bei Meisenheim (Kreis Bad Kreuznach) am Freitagabend: Die Scheune, in der der Sprengstoff und die Waffen am Freitagmorgen gefunden worden waren, wurde weiträumig abgesperrt.
Die 500 Einwohner kleine Gemeinde Becherbach bei Meisenheim (Kreis Bad Kreuznach) am Freitagabend: Die Scheune, in der der Sprengstoff und die Waffen am Freitagmorgen gefunden worden waren, wurde weiträumig abgesperrt. Foto: Martin Köhler

Becherbach bei Meisenheim – Zwischen 50 und 60 Kilogramm Sprengstoff, vermutlich mit Nitroglyzerin und anderen gefährlichen Substanzen vermischt, sollen am heutigen Samstag gegen 17.45 Uhr auf einem freien Feld bei Becherbach (in Richtung Ortsteil Roth) gesprengt werden. So die Planung der Einsatzleitung um Landrat Diel, der Kampfmittelräum-Experten, der Feuerwehren und der Polizisten. Mittlerweile ist das 500-Einwohner-Dorf evakuiert.

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Rückblick auf Freitagabend in Becherbach bei Meisenheim: Die ersten zehn Häuser waren geräumt worden; 30 Menschen zogen aus. Grund: In einer Scheune (Ortsausgang Richtung Roth) hatten Polizisten am Morgen einen gefährlichen Sprengstoff entdeckt, der wiederum eine größere Menge hochexplosiven Materials (Nitroglyzerin?) enthielt. Es handelte sich um das zweite große Waffenlager; bereits am Dienstag war in Hundsbach ein solches Lager ausgehoben worden.

Sollte gesprengt werden müssen, wird ein Radius von rund 1000 Metern um das Dorf gezogen; mit einem fahrbaren und ferngesteuerten Roboter werde man den Gefahrstoff aus der Scheune transportieren und auf das freie Feld bringen, hieß es. Problem unter anderem: 500 Schweine eines Bauernhofs, der im Sperrkreis liegt. Unterdessen hat man im Bodelschwingh-Zentrum Meisenheim einen größeren Saal für die Becherbacher hergerichtet. Sie können dort das Ende der Aktion abwarten und werden versorgt.

Möglich auch, dass erst am Sonntag gesprengt wird. Der Sprengstoff war in einer alten Holzkiste entdeckt worden. Aufschrift: „Nobel, Actiengesellschaft“. Die Schreibweise Actien... mit „c“ lässt darauf schließen, dass es sich um eine jahrzehntealte Substanz handelt. Daher die erhöhte Vorsicht der Experten beim Abtransport. Pressekonferenzen von Polizei und Einsatzkräften wurden für Samstag, 16 Uhr, in der VG-Verwaltung Meisenheim und um 17 Uhr bei Becherbach anberaumt.

Über Nacht war die Substanz in der Scheune bewacht worden. Rund um den Fundort hatte die Polizei alles abgesperrt. Näher als 200 Meter kam niemand mehr an den Hof heran; außer den wachenden Polizisten. Auch aus Richtung Roth konnte keiner ins Dorf hineinfahren; die Kreisstraße 74 war und ist komplett abgeriegelt.


Wie bereits am Dienstag vor allem in Hundsbach und Meisenheim, aber auch in Winnweiler hatten Polizisten in Becherbach das zweite große Lager mit Waffen aufgetan, darunter weiteres Kriegsgerät – unter anderem Maschinengewehre, Munition und eben die Sprengmittel. Das hatten Staatsanwaltschaft und Kriminaldirektion Kaiserslautern am Freitag gegen 15 Uhr offiziell mitgeteilt. Die Ereignisse spitzten sich zu, als klar wurde, das sich unter den Waffen auch das gefährliche Nitroglyzerin befindet.
Unterstützt wurden die Beamten der Kripo auch diesmal von Spezialisten des Landeskriminalamtes aus Mainz und der Bereitschaftspolizei Rheinland-Pfalz. Die Ermittler hatten den Hinweis bekommen, dass der Mann, in dessen Anwesen bereits am 18. Januar zahlreiche Waffen und große Mengen an Munition gefunden worden waren (wir berichteten), am Rande Becherbachs ein Hofanwesen für seine Waffen angemietet habe. Außerdem waren dort ein altes Militär-Fahrzeug, ein Anhänger und ein Personenwagen, der aus Kriegszeiten stammen dürfte, abgestellt. Weitere Parallele zum Dienstag: Es musste ein Lkw angefordert werden, um die Waffen und Geräte zu verladen und sie zu einem geeigneten Lager, einem Bunker auf dem Baumholderer Truppenübungsplatz, transportieren zu können. (art/mz)