Alice Schwarzer: Feministin im Zeugenstand

Mannheim/Köln – Mit ihrem Einsatz als „Bild“-Reporterin sorgte die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer von Anfang an für zusätzlichen Wirbel beim Kachelmann-Prozess – und auch für viel Kritik und Unverständnis: Muss die Chefin der feministischen Zeitschrift „Emma“ ausgerechnet für das Boulevardblatt berichten, das regelmäßig nackte Frauen auf der Titelseite zeigt?

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Mannheim/Köln – Mit ihrem Einsatz als „Bild“-Reporterin sorgte die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer von Anfang an für zusätzlichen Wirbel beim Kachelmann-Prozess – und auch für viel Kritik und Unverständnis: Muss die Chefin der feministischen Zeitschrift „Emma“ ausgerechnet für das Boulevardblatt berichten, das regelmäßig nackte Frauen auf der Titelseite zeigt?

Mit ihrem Einsatz als „Bild“-Reporterin sorgte die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer von Anfang an für zusätzlichen Wirbel beim Kachelmann-Prozess – und auch für viel Kritik und Unverständnis. Muss die Chefin der feministischen Zeitschrift „Emma“ ausgerechnet für das Boulevardblatt berichten, das regelmäßig nackte Frauen auf der Titelseite zeigt?

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Dass die 67-jährige Kölnerin im Mannheimer Gericht von ihrem Presseplatz in den Zeugenstand wechseln musste, wird der Diskussion um ihre Rolle in dem schwierigen Verfahren neue Nahrung geben.

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Schwarzer ist die wohl bekannteste Frauenrechtlerin in Deutschland.

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Viele sehen sie als Frontfrau und Ikone der Frauenbewegung. Andere meinen, ihre Bedeutung habe längst abgenommen.

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Warum Schwarzer nun im Auftrag der „Bild“-Zeitung aus dem Prozess berichte, sei ihr rätselhaft, meint Henninger.

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Ihre aktuelle Rolle als Prozess-Reporterin hat ihr viele bissige Kommentare und den Vorwurf der Selbstdarstellung eingebracht.

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Im Mannheimer Gerichtssaal beschimpfte ein Prozessbeobachter jüngst einen Journalisten, er sei Mitglied der „Alice-Schwarzer-Fraktion“.

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Nun wirft ihr Kachelmanns Anwalt Johann Schwenn (Bild) einen „öffentlichen Feldzug“ gegen seinen Mandanten vor.

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Mit ihrer Vernehmung als Zeugin am Mittwoch wird sie damit kurzzeitig von der umstrittenen Beobachterin zur Prozessbeteiligten.

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Nach der Befragung dürfe die Journalistin dann wieder auf der Pressebank Platz nehmen, sagte eine Gerichtssprecherin.

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Dass die 67-jährige Kölnerin am Mittwoch im Mannheimer Gericht von ihrem Presseplatz in den Zeugenstand wechseln musste, wird der Diskussion um ihre Rolle in dem schwierigen Verfahren neue Nahrung geben. Der Auftritt selbst war schenll vorbei: Sie berief sich auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht als Journalistin. Dies diene dem Schutz ihrer Informanten, sagte Schwarzer. Kachelmanns Verteidiger Johann Schwenn wollte Schwarzer zu ihren Kontakten zum Therapeuten der Ex-Geliebten befragen.

Schwarzer ist die wohl bekannteste Frauenrechtlerin in Deutschland. Viele sehen sie als Frontfrau und Ikone der Frauenbewegung. Andere meinen, ihre Bedeutung habe längst abgenommen. „Viele schätzen ihren scharfen Verstand und ihre ebenso scharfe Zunge, ihre Hartnäckigkeit, ihren Kampfgeist“, sagt die Marburger Feministin und Forscherin Prof. Annette Henninger. „Aber Feminismus ist viel mehr als Alice Schwarzer.“ Ihre wichtigen Kampagnen etwa gegen Pornografie oder Gewalt gegen Frauen liegen schon lange zurück.

Warum Schwarzer nun im Auftrag der „Bild“-Zeitung aus dem Prozess berichte, sei ihr rätselhaft, meint Henninger. Das Blatt hatte die Journalistin schon vor Jahren für eine Werbekampagne gewonnen. „Karriere-Geilheit“, kommentierte damals Schriftsteller Günter Wallraff, der seit Jahrzehnten ein scharfer Kritiker der „Bild“-Zeitung ist.

Auch Schwarzers aktuelle Rolle als Prozess-Reporterin hat ihr viele bissige Kommentare und den Vorwurf der Selbstdarstellung eingebracht. Im Mannheimer Gerichtssaal beschimpfte ein Prozessbeobachter jüngst einen Journalisten, er sei Mitglied der „Alice-Schwarzer-Fraktion“.

Die 67-Jährige begründet ihren Einsatz so: „Etliche seriöse Blätter“ hätten suggeriert, das mutmaßliche Opfer – eine Ex-Geliebte Kachelmanns – fühle sich betrogen, sei frustriert und habe sich mit erfundenen Vergewaltigungsvorwürfen rächen wollen. Eine Hetzjagd sei gegen die Frau eröffnet worden. „Während der Angeklagte Urlaub in Kanada machte, musste die Klägerin unter Polizeischutz gestellt werden“, schreibt die Journalistin auf ihrer Homepage. Die junge Frau sei „öffentlich degradiert und für vogelfrei erklärt“ worden. Nicht zuletzt darum verfolge sie den Prozess, schreibt Schwarzer. Offen bleibt, warum sie dies für die „Bild“ macht.

Nun wirft ihr Kachelmanns Anwalt Johann Schwenn einen „öffentlichen Feldzug“ gegen seinen Mandanten vor.